Robert Klatt
Eine Künstliche Intelligenz (KI) kann anhand der Laute von Schweinen ihre aktuelle Stimmung erkennen. Das System könnte die Lebensqualität in der Schweinehaltung verbessern.
Kopenhagen (Dänemark). Die Forschung hat durch unterschiedliche Experimente belegt, dass Schweine intelligente Tiere sind. Ferkel können etwa im Alter von nur sechs Wochen nach einem kurzen Training das Konzept eines Spiegels verstehen. Menschen brauchen dafür deutlich länger. Die Paarhufer verfügen außerdem über Methoden zur Kommunikation untereinander, die die Tiere für ihr ausgeprägtes Sozialleben benötigen. Dies könnte laut einer kürzlich publizierten Studie auch dabei helfen, die Tiere und ihr aktuelles Wohlbefinden besser zu verstehen.
Wissenschaftler der Universität Kopenhagen haben dazu eine Künstliche Intelligenz (KI) entwickelt, die die Sprache von Ferkeln und Schweinen analysieren und entschlüsseln können soll. Laut ihrer Publikation im Fachmagazin Scientific Reports hat das Team um die Biologin Elodie Briefer dazu Datenbank aus über 400 Schweinen aufgebaut. Von den Tieren wurden bisher fast 7.500 einzelne Töne aufgezeichnet. Geplant ist es, dass die Töne der Tiere von der Geburt bis zur Schlachtung dokumentiert werden.
Wenn die KI fertig entwickelt ist, soll sie die kurze Lebensdauer der Schweine (Sus scrofa domesticus) von der Aufzucht bis zur Schlachtung verbessern. Für die Lebensqualität der Tiere ist laut den Forschern entscheidend, zu verstehen, wie es ihnen aktuell geht. Bauern könnten so den Stress der Tiere reduzieren. Dies wirkt sich nicht nur positiv auf die Schweine aus, sondern würde auch die Arbeit der Menschen erleichtern und die Fleischqualität verbessern.
Die akustischen Signale der Tiere wurden mit einem neuentwickelten Algorithmus erfasst und ausgewählt. Aufgezeichnet wurden die Töne sowohl in normalen Zuchtbetrieben als auch in einer experimentellen Schweinehaltung im Labor. Die Wissenschaftler konnten so einzelne Töne positiven Ereignissen wie dem Erhalt eines neuen Spielzeugs oder negativen Ereignissen wie Kämpfen in der Gruppe zuordnen.
Aktuell ist bekannt, dass unterschiedliche Tonhöhen mit den Emotionen in Verbindung stehen. Hohe Laute sind mit Stress assoziiert, niedrige Laute sind normal. Wenn Schweine eine besonders gute Stimmung haben, fällt ihr Grunzen kurz aus. Auf Basis dieser Daten kann die KI in Echtzeit entscheiden, ob aktuell positive oder negative Emotionen in der Herde überwiegen.
Aktuell kann der Algorithmus mit einer Genauigkeit von 92 Prozent aus unbekannten Schweinegeräuschen erkennen, ob eine negative oder positive Situation vorliegt. In Zukunft könnte daraus ein Überwachungssystem entwickelt werden, das etwa bei Nacht die Stimmung der Tiere in Echtzeit erfasst. Laut den Entwicklern sind dafür aber noch mehr Tondaten und eine genauere Klassifizierung nötig.
Scientific Reports, doi: 10.1038/s41598-022-07174-8