Robert Klatt
Vor der Ostküste Neuseelands wurden drei leuchtende Haiarten entdeckt. Es handelt sich dabei um die ersten bekannten Haie mit Biolumineszenz.
Leuven (Belgien). Die physikalischen Eigenschaften des Filters sorgen mit zunehmender Tiefe für eine Absorption des Sonnenlichts. Ab einer Tiefe von etwa 60 Metern herrscht in den Ozeanen deshalb fast absolute Dunkelheit. Lediglich die Biolumineszenz, ein Phänomen bei dem Lebewesen mithilfe chemischer Reaktionen sichtbares Licht erzeugen, sorgt gelegentlich für ein kurzes Glimmern in der Tiefsee.
Bekannt war der Forschung dieses Verhalten bisher lediglich von Quallen, Garnelen und Kalmaren sowie diversen kleineren Tiefseefischen. Nun haben Wissenschaftler der Katholische Universität Löwen drei Haiarten entdeckt, die ebenfalls per Biolumineszenz für Licht in der Tiefsee sorgen.
Laut der Publikation im Fachmagazin Frontiers in Marine Science haben die Forscher bei Beobachtungen am Chatham Rise vor der Ostküste Neuseelands im Januar 2020 bemerkt, dass der Schokoladenhai, der Schwarzbauchhai und der Südliche Laternenhai Licht aussenden. Die bläulich schimmernde Biolumineszenz geht bei den drei Haiarten vor allem von der Bauchregion aus.
Jerome Mallefet: „Es wird immer offensichtlicher, dass die Produktion von Licht in der Tiefe eine wichtige Rolle bei der Strukturierung des größten Ökosystems auf unserem Planeten spielen muss.“
Alle nun entdeckten Haiarten leben in der sogenannten mesopelagischen Zone, die zwischen 200 und 1.000 Meter Wassertiefe liegt. Warum die Haie leuchten, ist bisher unklar. Als möglichen Grund vermuten die Wissenschaftler, dass der leuchtende Bauch den Kontrast zur hellen Wasseroberfläche minimiert und dass die Tiere somit weniger gut gesehen werden können. Eventuell hilft das Licht den Haien aber auch bei Nahrungssuche auf dem Meeresboden.
Mit einer Körperlänge von bis zu 180 Zentimetern ist der Schokoladenhai nun das größte bekannte Wirbeltier mit Biolumineszenz.
Es ist zwar auch bekannt, dass der bis zu 550 Zentimeter lange Riesenmaulhai leuchtet, dessen Biolumineszenz geht laut einer Veröffentlichung im Fachjournal PLOS ONE aber darauf zurück, dass der Hai Plankton frisst und dessen Licht lediglich reflektiert. Ob auch noch größere Haie wie der inzwischen ausgestorbene Megalodon (Otodus megalodon) über Biolumineszenz verfügen, ist noch unbekannt.
Frontiers in Marine Science, doi: 10.3389/fmars.2021.633582
PLOS ONE, doi: 10.1371/journal.pone.0242196