Studie im Krüger Nationalpark

Löwen übertrumpft – Wovor haben Savannentiere am meisten Angst?

Robert Klatt

Löwe im Krüger-Nationalpark )kcotS ebodAweiVocE(Foto: © 

Löwen gelten als die gefürchtetsten Raubtiere Afrikas. Experimente zeigen nun, dass Elefanten, Nashörnern und Giraffen bei Tönen eines anderen Tieres noch schneller fliehen.

London (Kanada). Löwen gelten als die gefürchtetsten Raubtiere der afrikanischen Savanne. Liana Zanette von der University of Western Ontario hat nun gemeinsam mit dem Löwenexperten Craig Packer von der University of Minnesota untersucht, ob Elefanten, Nashörnern, Giraffen und andere große Säugetieren tatsächlich am meisten Angst vor Löwen oder einem anderen Tier haben. Laut ihrer Publikation im Fachmagazin Current Biology führten sie dazu im Krüger Nationalpark, der die größte Löwenpopulationen Afrikas beheimatet, Experimente durch.

Die Wissenschaftler nutzten für ihre Versuche versteckte Lautsprechersysteme an Wasserstellen, die entweder Menschen, die sich einer lokale Sprachen ruhig unterhielten, Löwen, die knurrten und brüllten oder harmlose Kontrollgeräusche abspielten, wenn sich ein Tier auf zehn Meter annäherte. Kameras zeichneten dabei auf, wie die Tiere auf die unterschiedlichen Töne reagierten.

Menschliche Stimmen sind am bedrohlichsten

Laut den Aufzeichnungen fliehen Tiere doppelt so häufig und deutlich schneller (40 %) von Wasserstellen, wenn sie statt Löwenlauten menschliche Stimmen hörten. Nahezu alle Arten (94,7 %) reagierten schneller auf Menschen als auf Löwen. Giraffen, Leoparden, Hyänen, Zebras, Kudus, Warzenschweine und Impalas flohen deutlich häufiger beim Klang menschlicher Stimmen als beim Klang von Löwen, während Elefanten und Nashörner Wasserstellen signifikant schneller verließen, wenn sie Menschen hörten, als wenn sie Löwen hörten.

„Diese Erkenntnisse eröffnen eine neue Dimension unserer weltweiten Umweltauswirkungen. Die hier und in ähnlichen jüngsten Experimenten gezeigte, erhebliche Furcht vor Menschen dürfte weitreichende ökologische Folgen haben, da andere aktuelle Forschungen gezeigt haben, dass Angst an sich die Tierzahlen reduzieren kann.“

Mensch ist ein „Super-Raubtier“

Globale Daten zeigen, dass Menschen deutlich mehr Beutetiere töten als andere Raubtiere. In der Biologie werden sie deshalb auch als „Super-Raubtier“ bezeichnet.

„In Übereinstimmung mit der einzigartigen Tödlichkeit des Menschen zeigen Daten aus Nordamerika, Europa, Asien und Australien, und jetzt auch unsere Forschung in Afrika, dass Wildtiere weltweit den menschlichen „Super-Raubtier“ weitaus mehr fürchten als den jeweiligen nicht-menschlichen Spitzenprädator jedes Ökosystems, wie Löwen, Leoparden, Wölfe, Pumas, Bären und Hunde.“

Current Biology, doi: 10.1016/j.cub.2023.08.089

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