Robert Klatt
Sedimentproben aus Alaska belegen, dass noch vor 5.700 Jahren „Geisterpopulationen“ von Wollhaarmammuts auf dem Festland gelebt haben.
Hamilton (Kanada). Mammuts waren bis zum Ende der letzten Eiszeit vor etwa 12.000 Jahren die verbreitetsten Großsäuger der Erde. Ein Großteil der Eiszeitfauna, darunter neben Mammuts auch Säbelzahnkatzen, Höhlenbären und Wollnashörnern, verschwanden jedoch, als das Klima sich erwärmte. In einigen arktischen Regionen, darunter die Sankt-Paul-Insel vor Alaska und die ostsibirischen Wrangelinsel, lebten isolierte Mammutbestände noch bis vor 4.000 bis 5.600 Jahren.
Wissenschaftler der McMaster University haben nun herausgefunden, dass vor etwa 5.700 Jahren auch auf dem nordamerikanischen Festland noch Mammuts lebten. Laut ihrer Publikation im Fachmagazin Nature Communications fand das Team um Tyler Murchie dies anhand von DNA-Spuren heraus, die sie in Bohrkernen aus dem Permafrost fanden.
Das Ziel der Studie war den Wechsel von Flora und Fauna vom Eiszeitalter zur Nacheiszeit in den letzten 30.000 Jahren nachzuvollziehen. Dazu entnahmen die Wissenschaftler an vier Standorten in der Klondike-Region Sedimentproben. Diese zeigen unter anderem, dass es am Ende der letzten Eiszeit im arktischen Lebensraum einen signifikanten Wandel gab. Die einst hauptsächlich mit Gräsern und Kräutern bewachsene Mammutsteppe wurde vor 13.500 Jahren vermehrt zu einem Wald.
Die Analyse der gefundenen DNA zeigt, dass der Rückgang der großen Pflanzenfresser schon vor etwa 20.000 Jahren kurz nach dem glazialen Maximum begann. Auf die Mammuts folgten zu dieser Zeit kleinere Pflanzenfresser wie Steppenbison und Wildpferde. Die Bohrkerne zeigen jedoch, dass es von dieser Entwicklung auch Ausnahmen gab. An drei von vier Orten fanden die Forscher Reste von Mammut-DANN in deutlich jüngeren Sedimentschichten.
„Wir haben Mammut-DNA in neun verschiedenen Bohrkernen aus drei Standorten gefunden. Diese anhaltenden Nachweise reichen weit über die jüngsten Funde von Makrofossilien dieser Tierarten hinaus“, so Murchie. Die jüngsten genetischen Spuren der Wollhaarmammuts ist rund 5.700 Jahre alt.
Dies bestätigt laut den Autoren, dass es auch in Alaska deutlich nach dem Ende der Eiszeit noch kleine Populationen von Mammuts gegeben haben muss. Die Wollhaarmammuts überlebten demnach nicht nur auf isolierten Inseln, sondern auch in einigen Regionen des Festlands.
„Diese Restpopulationen könnten in einigen wenigen entlegenen Gebieten überdauert haben, waren aber zu klein, als das man bisher Fossilien dieser Tiere hätte finden können“, erklärt Murchie.
Nature Communications, doi: 10.1038/s41467-021-27439-6