Genmanipulierte Hefezellen

Modeunternehmen arbeitet an echtem Pelz aus dem Labor

Robert Klatt

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Auf den Punkt gebracht
  • Das Modeunternehmen Fendi finanziert ein Forschungsprojekt, das untersucht, wie echte Pelze mithilfe von genmanipulierten Hefezellen produziert werden können
  • Die Hefezellen sollen die Keratine (Proteine) erzeugen, die die Grundbausteine der Pelzhaare bilden
  • Anschließend sollen sich Keratinmoleküle zusammenlagern und dabei Mikrofasern bilden, die dann zu einem "echten Pelz" weiterverarbeitet werden
  • Proben von echten Tieren dürfen auf Wunsch des Unternehmens nicht verwendet werden

Das Modeunternehmen Fendi möchte mithilfe von genmanipulierten Hefezellen echten Pelz im Labor erzeugen. Proben von echten Tieren dürfen die Wissenschaftler nicht nutzen.

London (England). Echter Pelz ist ein umstrittenes Material, weil die Haltung der Tiere oft unter sehr schlechten Bedingungen stattfindet. Inzwischen haben sich viele Modeunternehmen, darunter auch Luxusmarken wie Prada und Gucci, deshalb im Rahmen des Fur-Free-Retailers-Programms dazu verpflichtet, bei ihren Produkten auf echte Pelze zu verzichten.

Fendi, ein Modelabel des Luxuskonzerns LVMH, bietet hingegen weiteren echten Pelz an, weil die bisher erhältlichen Kunstpelze zwar echt aussehen, sich aber noch nicht echt genug anfühlen. Fendi hat sich deshalb entschieden, ein zweijähriges Projekt am Imperial College London zu finanzieren, das erforschen soll, wie echter Pelz im Labor produziert werden kann.

Produktion von Pelzhaaren aus Hefezellen

Das vom Bioingenieur Tom Ellis geleitete Forschungsprojekt soll die Vorläufer von Pelzhaaren mit gentechnisch angepassten Hefezellen produzieren. Dies ist möglich, weil Pelzhaare, wie auch die Nägel und Haare des Menschen, aus Kombinationen des Proteins Keratin bestehen. Die jeweils passende DNA kann also in Hefezellen eingeschleust werden, die anschließend die Proteine produzieren. Ein ähnliches Verfahren wurde bereits verwendet, um mit genveränderter Bierhefe Cannabidiol (CBD) und andere Cannabinoide herzustellen.

Über 200 Keratin-Gene im Säugetier-Genom

Problematisch bei dem Forschungsprojekt ist, dass Säugetier-Genome zwischen 100 und über 200 Keratin-Gene enthalten. In ausreichender Anzahl entstehen aus zwei dieser Proteine Pelzhaare, Nägel oder menschlichen Haare. Keratine bilden zudem auch strukturelle Bausteine, die unter anderem in Hautzellen vorkommen.

Der am Projekt beteiligt Biochemiker Pascal Püllmann hat sich bereits bei seiner Doktorarbeit intensiv mit Hefeproduktionssystem beschäftigt. Um den Pelz herstellen zu können, muss er nun die Gene der Hefezellen so modifizieren, dass diese die benötigen Proteine effizient produzieren und an ihre Nährlösung ausschleusen.

Es handelt sich bei dem Forschungsprojekt weltweit um das erste Projekt, bei dem mit genveränderten Hefezellen ein Produkt aus zwei Bausteinen erzeugt werden. Bisher konzentrierte sich die Wissenschaft bei der Naturproteinproduktion auf deutlich simplere Polymere, die aus Einzelbausteinen (Monomeren) bestehen.

Keine Proben von echten Tieren

Die Pelzproduktion im Labor wäre deutlich einfacher, wenn man die RNA-Zwischenstufe von Keratinen aus den Haarfollikeln von echten Pelztieren extrahiert und sequenziert. Fendi hat jedoch entschieden, dass im Rahmen des Projekts keine Tiere für die Entnahme von Proben verwendet werden dürfen. Püllmann muss deshalb geeignete Pelz-Keratin-Varianten in den bereits vorhandenen Sequenzdatenbanken identifizieren.

Kooperation mit Kunst- und Designhochschule Central Saint Martin

Wie der Projektleiter Ellis erklärt, sollen die Hefezellen als Fabrik für Fellbestandteile dienen.

„Wichtig ist, dass es in dem Projekt nicht darum geht, Hefezellen ganze Fellhaare produzieren zu lassen. Dafür sind die Hefen im Vergleich zu den Haaren viel zu klein. Wir nutzen die Zellen als Biofabriken, um Fell-Bausteine herzustellen.“

Anschließend sollen sich die beiden produzierten Keratinmoleküle selbständig zusammenlagern und dabei eine Mikrofaser bilden. Wissenschaftler der Kunst- und Designhochschule Central Saint Martin sollen anschließend eine Methode finden, um dieser Fasern zu einem Pelz weiterzuarbeiten.

Wenn alle geplanten Produktionsschritte erfolgreich umgesetzt werden können, würde ein Pelz entstehen, der sich die ein echter Pelz anfühlt und sich auch so verhält.

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