Dennis L.
Eine Untersuchung der Universität Freiburg hat die Effekte von unterschiedlichen Mulch-Zeitpunkten, einer landwirtschaftlichen Technik, auf Insektenlarven und blütenbesuchende Insekten beleuchtet. Diese Studie repräsentiert einen wichtigen Schritt zur Verbesserung unseres Verständnisses von den ökologischen Auswirkungen landwirtschaftlicher Praktiken. Insbesondere zeigt sie auf, wie eine scheinbar einfache Entscheidung – wann man mulcht – das Leben und Verhalten von Insekten beeinflussen kann.
Freiburg (Deutschland). Mulchen stellt eine gängige Form der Bewirtschaftung von Waldwiesen dar und spielt eine zentrale Rolle für deren Erhaltung. Hierbei wird das Wiesengras geschnitten und gleichzeitig zerkleinert, wobei das Schnittgut auf der Wiese belassen wird. Obwohl diese Praktik von großer Bedeutung ist, sind die Auswirkungen auf die dort ansässige Insektenwelt noch kaum erforscht. Aus diesem Grund hat Dr. Maria M. Georgi aus dem Team von Prof. Dr. Alexandra-Maria Klein, der Leiterin des Lehrstuhls für Naturschutz und Landschaftsökologie an der Universität Freiburg, zusammen mit Kolleginnen und Kollegen diese Thematik intensiv untersucht. Ihre Erkenntnisse zeigen, dass fast alle analysierten Mulch-Zeitpunkte negative Auswirkungen auf die Insektenlarven und blütenbesuchende Insekten haben, die auf den Waldwiesen zu finden sind. Georgi betont die Bedeutung der Bewirtschaftung für die Erhaltung der Waldwiesen und schlägt vor, alternative Mulchmethoden zu nutzen, um den Insektenschutz zu verbessern, sofern andere Pflegemöglichkeiten, wie das Mähen der Wiesen, nicht vorhanden sind.
Die Bewirtschaftung von Waldwiesen dient häufig dazu, Wildtiere anzuziehen und so den Verbiss von Jungpflanzen, also das Abnagen von Blättern oder Zweigen, in den angrenzenden Wäldern zu reduzieren. Die fortwährende Bewirtschaftung dieser Wiesen ist von entscheidender Bedeutung für deren Bestand, da ohne sie eine fortschreitende Waldexpansion die Wiesen allmählich verdrängen würde.
Mulchen, ein Prozess bei dem das Wiesengras geschnitten, zerkleinert und auf der Wiese belassen wird, ist im Vergleich zu anderen Methoden eine kosteneffektive und weniger arbeitsintensive Bewirtschaftungsform. Im Normalfall erledigen moderne Mulcher für den Traktoranbau diese Aufgabe preiswert und zuverlässig. Während jedoch die Effekte des Mähens auf die Vielfalt von Pflanzen und Insekten bereits gründlich erforscht wurden, bleibt das Mulchen in dieser Hinsicht bisher weitgehend unerforscht.
Die Durchführung der Studie erfolgte an 24 ausgewählten Standorten im nördlichen Schwarzwald mit einem besonderen Augenmerk auf Insektenlarven und blütenbesuchende Insekten. Im Zentrum der Untersuchung stand die Frage, wie sich Mulchvorgänge zu unterschiedlichen Zeitpunkten auf diese Insektenpopulationen auswirken. Sechs Standorte, an denen keine Mulcharbeiten durchgeführt wurden, fungierten als Kontrollgruppe. Weitere sechs Wiesen, die entweder im Juni oder im September gemulcht wurden, sowie sechs weitere Wiesen, die sowohl im Juni als auch im September gemulcht wurden, bildeten die Untersuchungsgruppen. In Bezug auf die Insektenlarven stellten Pflanzenwespen mit 45 Prozent und Schmetterlinge mit 44 Prozent den Großteil der untersuchten Population. Unter den blütenbesuchenden Insekten waren Schwebfliegen mit einem Anteil von 80 Prozent die dominante Gruppe.
Die Untersuchungsergebnisse zeigten, dass sich alle drei analysierten Mulchzeitpunkte negativ auf die Anzahl der Insektenlarven im Vergleich zur Kontrollgruppe auswirkten. Ähnliches ließ sich auch bei den blütenbesuchenden Insekten feststellen. Sowohl das Mulchen im Juni als auch das Mulchen, das sowohl im Juni als auch im September durchgeführt wurde, hatten negative Auswirkungen auf die Anzahl der beobachteten Insekten. Im Gegensatz dazu hatte das alleinige Mulchen im September keine Auswirkungen. Aus diesen Ergebnissen leitet Georgi ab, dass das Mulchen im September durchgeführt werden sollte, um blütenbesuchende Insekten zu schützen.
In einer separaten Studie, die im November 2022 veröffentlicht wurde, analysierten die Wissenschaftler ebenfalls die Auswirkungen des Mulchens zu verschiedenen Zeitpunkten auf die Nester von solitären Bienen und Wespen, die in kleinen oberirdischen Hohlräumen nisten. Um diese Insekten zu schützen, ist es am vorteilhaftesten, nur im Juni zu mulchen. Unter Berücksichtigung beider Untersuchungen lässt sich allerdings keine allgemeingültige Empfehlung hinsichtlich der optimalen Mulchzeitpunkte ableiten.
Die Bewahrung der Waldwiesen ist jedoch für den Erhalt der biologischen Vielfalt und die Bewirtschaftung der angrenzenden Wälder von großer Bedeutung. Georgi betont, dass es bei der Bewirtschaftung darauf ankommt, ein Gleichgewicht zwischen der Vielfalt der Vegetation und der Insekten zu finden. Der Einsatz von insektenfreundlichen Mulchgeräten oder die Anpassung der Mulchzeitpunkte könnten Wege sein, um diese beiden Ziele besser miteinander in Einklang zu bringen.
Royal Entomological Society; doi: 10.1111/icad.12629