Zufallsfund in 2.500 Metern

Neues Ökosystem in Höhlen in der Tiefsee entdeckt

Robert Klatt

Ökosystem in der Tiefsee )etutitsnI naecO tdimhcSnaitsaBuS VOR(Foto: © 

Höhlen an hydrothermalen Quellen in der Tiefsee beherbergen ein spezielles Ökosystem, das zahlreiche stark angepasste Tiere beheimatet.

Wien (Österreich). Hydrothermalquellen, darunter das kürzlich entdeckte, 300 Grad Celsius heiße Jøtul-Hydrothermalfeld in arktischen Tiefsee, bilden Ökosysteme, in denen viele speziell angepasste Tierarten leben. Es ist zudem seit Langem bekannt, dass sich rund um Hydrothermalquellen viele kleine Höhlen befinden, die die Wissenschaft bisher aber kaum untersucht hat. Forscher der Universität Wien haben nun mit dem Schiff Falkor (too) des Schmidt Ocean Institute während einer 30-tägigen Expedition Höhlen am Ostpazifischen Rücken vor Mittelamerika in rund 2.500 Metern Tiefe untersucht.

Laut ihrer Publikation im Fachmagazin Nature Communications haben sie in den kleinen Höhlen ein einzigartiges Ökosystem mit überraschend vielen Tierarten entdeckt. Die Tiere in den Höhlen nutzen die oberhalb lebende Fauna als Nahrungsquelle. Diese besteht größtenteils aus Mikroben, die den Schwefelwasserstoff der Hydrothermalquellen, der durch die starke vulkanische Aktivität in dieser Region freigesetzt wird, als Energiequelle nutzen.

Ökosystem war Zufallsfund

Die Forscher wollten auf der Expedition eigentlich eine andere Hypothese untersuchen, laut der die Wasserzirkulationssystem rund um die Hydrothermalquellen dafür sorgt, dass die Larven von Röhrenwürmern in die Erdkruste gelangen und über das ausströmende heiße Wasser in der Tiefsee verteilt werden. Sie haben dazu 18 Tauchgänge mit einem ferngesteuerten Unterwasserroboter durchgeführt. Weil sie das basaltische Vulkangestein kaum einsammeln konnten, haben sie mit dem Roboter Bohrungen durchgeführt.

„Deshalb haben wir mit einem Meißel vorhandene Spalten erweitert, und als wir gesehen haben, dass es darunter seewassergefüllte Hohlräume gibt, haben wir mit einer langen Brechstange mehrere Platten der Meeresbodenkruste umgedreht.“

Zehn Tierarten in Tiefseehöhlen

Die Videoaufnahmen zeigen, dass in den Tiefseehöhlen mindestens zehn unterschiedliche Tierarten leben, die sich alle in Lebensgemeinschaften befinden, die mit den Röhrenwürmern verbunden sind.

„Das sind Faunengemeinschaften, die miteinander verbunden sind.“

Es wird somit deutlich, dass die Tiere sich gezielt in der Umgebung der Raucher angesiedelt haben. Dies belegt auch die Hypothese, laut der die Larven durch Spalten und Risse im Meeresgrund angesaugt und verteilt werden. Die Expedition zeigt zudem, dass Hydrothermalquellen deutlich komplexere Lebensräume bilden, als bisher angenommen wurde. Genetische Proben, die die Unterwasserroboter entnommen haben, werden sehr wahrscheinlich noch deutlich mehr Tierarten offenbaren, als auf den Videos zu sehen waren.

„Da sind sicher noch zahlreiche weitere Arten dabei.“

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