Schädlingsbekämpfung

Ratten-fressende Affen erhöhen Erträge von Palmölplantagen

Robert Klatt

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Makaken jagen in Palmölplantagen gezielt nach Ratten und können den Einsatz von Rodentiziden teilweise ersetzen. Die natürlichen Schädlingsbekämpfer schonen so die Umwelt und bringen den Plantagenbesitzer im Jahr pro Hektar einen zusätzlichen Ertrag von etwa 100 Euro.

Leipzig (Deutschland). Der Rohstoff Palmöl, der aus der Frucht der Ölpalme (Elaeis guineensis) gewonnen wird, ist inzwischen in unterschiedlichsten Lebensmitteln, Kraftstoffen, Waschmittel und anderen Produkten zu finden. Naturschützer sehen die Nutzung allerdings kritisch, weil für die Palmen, die dreimal so ertragreich sind wie Raps, große Regenwaldflächen in den Tropen vernichtet werden. Dies beschleunigt nicht nur den Klimawandel, sondern sorgt auch dafür, dass die Artenvielfalt gefährdet wird.

Allein in Malaysia, das als größter Palmölproduzent für ein Drittel der global erzeugten Menge verantwortlich ist, werden etwa 6 Millionen Hektar durch Ölpalmen-Monokulturen in Anspruch genommen. Auf der gesamten Erde werden etwa 18 Millionen Hektor für die Palmölproduktion genutzt.

Ratten sorgen für hohe Verluste

Neben der Zerstörung des Regenwaldes beeinträchtigt auch der großflächige Einsatz von Gift, das vor allem gegen Ratten eingesetzt wird, die Umwelt in der Nähe der Plantagen. Allein in Malaysia zerstören die Nagetiere pro Jahr Anbauflächen, die doppelt so groß wie das Saarland sind. Neben den Umweltfolgen ist der Einsatz der Rodentiziden in der Landwirtschaft außerdem sehr kostspielig und bringt nicht die gewünschten Erfolge.

Auch natürliche Fressfeinde wie die Schleiereule, die bereits gezielt angesiedelt werden, um das Rattenproblem zu lösen waren bisher nicht erfolgreich. Nadine Ruppert, Co-Autorin der im Fachmagazin Current Biology publizierten Studie erklärt, dass „im Idealfall verschiedene Fressfeinde eingesetzt werden sollten, die unterschiedliche ökologische Nischen abdecken, also entweder tag- oder nachtaktiv sind oder in verschiedenen Substraten innerhalb der Plantage jagen.“

Schweinsaffen als Schädlingsbekämpfer

Nadine Ruppert forscht an der Universiti Sains Malaysia (USM) und hat das Macaca Nemestrina Project gegründet, an dem auch die Universität Leipzig, das Deutschen Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) und das Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie (MPI EVA) beteiligt sind. Ziel des Projekts ist die Untersuchung, ob der südliche Schweinsaffe, der bisher auch als Plantagenschädling angesehen wurde, als Teil der natürlichen Schädlingsbekämpfung eingesetzt werden kann. Der südliche Schweinsaffe aus der Gattung der Makaken ernährt sich unter anderem von Ratten und könnte so die Schleiereulen bei der Bekämpfung der Nagetieren auf dem Boden unterstützen.

Rattenbekämpfung überwiegt Ernteausfall der Affen

Beobachtet wurde dazu das Fressverhalten zweier Gruppen südlicher Schweinsaffen (Macaca nemestrina) auf Palmölplantagen. Es zeigte sich dabei, dass die Affen zwar auch die Früchte der Palmen essen, dabei aber nur etwa ein Prozent des Ertrags zerstören und somit einen deutlich geringen Verlust verursachen als die Ratten, die etwa zehn Prozent der Früchte vor der Ernte fressen. Laut Schätzungen der Wissenschaftler frisst jede Makakengruppen pro Jahr mehr als 3.000 Ratten, was dazu führt, dass die Affen die von ihnen verursachten Ernteausfälle überkompensieren.

Anna Holzner, Autorin der Studie konstatiert, dass „die Wissenschaftler davon ausgehen, dass sich die Makaken hervorragend zur Schädlingsbekämpfung eignen, da sie aktiv nach Ratten suchen und dabei sehr zielgerichtete Strategien anwenden.“ Während andere Fressfeinde die Nagetiere vor allem nachts jagen suchen die Makaken auch während des Tages aktiv nach Beute.

Deutliche Ertragssteigerung durch Makaken auf den Plantagen

Die Studie belegt, dass regelmäßig anwesende Makaken die Anzahl der Ratten um mehr als 75 Prozent reduzieren können. Dies würde den Ertrag um etwa sieben Prozent steigern, was pro Hektar einem Mehrverdienst von rund 100 Euro pro Jahr entspricht.

Anja Widdig, Co-Autorin der Studie erklärt, dass „die Wissenschaftler erwarten, dass ihre Ergebnisse sowohl private als auch öffentliche Plantagenbesitzer ermutigen werden, den Schutz dieser Primaten und ihres natürlichen Waldlebensraums in und um Ölpalmenplantagen zu berücksichtigen.“ Die Wissenschaftler versuchen daher in Zukunft gemeinsam mit Palmölproduzenten und Nichtregierungsorganisationen in Malaysia die Ergebnisse ihrer Forschung publik zu machen.

Das Ergebnis könnte laut Widdig eine „Win-Win-Situation für die Palmölindustrie und die Biodiversität“ werden, bei der Schutzgebiete den Lebensraum der Affen sichern und gleichzeitig auf eine umweltfreundliche Art die Erträge der Palmölproduktion steigern.

Current Biology, doi: 10.1016/j.cub.2019.09.011

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