Dennis L.
Bisher wurde von einigen Forschern angenommen, dass die in warmen küstennahen Gewässern lebenden Riesenhaie in der kalten Jahreszeit auf die offene See in tieferes Wasser wandern, um dort ihren Winterschlaf zu halten. Eine aktuelle Studie zeigt aber nun, dass dem nicht so ist.
Ross-on-Wye (Vereinigtes Königreich). Der Riesenhai ist nach jetzigem Wissensstand mit maximal zehn Metern Körperlänge der zweitgrößte noch lebende Fisch dieser Erde. Lediglich der Walhai ist mit bis zu 14,5 Metern Länge noch größer und kommt damit fast an die Körperabmessung des ausgestorbenen Megalodon, der mit maximal 20,2 Meter der größte Fisch war, der jemals durch die Weltmeere schwamm.
Wie alle Haiarten, so bevorzugt auch der Riesenhai wärmere und küstennahe Gewässer. Da die Sichtungen dieser Haiart aber in den kalten Monaten signifikant weniger werden, vermuteten einige Wissenschaftler, dass der Riesenhai vielleicht weiter draußen auf dem Meeresboden einen Winterschlaf halten könnte.
Um die Frage, ob Riesenhaie einen Winterschlaf halten oder nicht, endgültig zu klären, haben Forscher der Marine Conservation Society (MCS) über einen Zeitraum von 15 Jahren die Riesenhai in den Gewässern um die britischen Inseln und Irland genau beobachtet.
Die Auswertung aller Daten, welche auch mit Hilfe zahlreicher Satellitenaufnahmen zusammengetragen wurden, zeigt nun klar, dass die Riesenhaie in den Küstengewässern bleiben. So konnte zwar beobachtet werden, dass fünf Haie eine Wanderung über 4.000 Kilometer antraten, welche sie in eine Tiefe von 230 Metern führte, aber dennoch blieben die Fische in der Nähe der Küsten.
Die Forscher nutzten Aussagen der regionalen Bevölkerung, um herauszufinden, wo sich die Riesenhai in den warmen Sommermonaten versammeln. Im Laufe der 15-jährigen Beobachtungszeit konnten die Wissenschaftler an besagten Stellen zahlreiche Riesenhaie beobachten. So wurden vor Cornwall, Devon und den Kanalinseln insgesamt 11.675 Riesenhaie gesichtet. Vor der Isle of Man weitere 2.977, vor Schottland 1.426, Nordirland weitere 61 und vor Wales wurden 27 Riesenhaie gesichtet. Zudem wurden um Irland rund 200 andere Haie gesichtet.
Die meisten Beobachtungen zeigen Einzeltiere mit einer Länge zwischen zwei und sechs Metern. Eine Ausnahme bilden die Sichtungen vor der Südwestküste Englands, wo riesige Schwärme mit bis zu 500 Tieren gesichtet wurden, von denen einige Hai bis zu acht Meter lang waren.
Die Forscher und die zuständige Direktorin sind mit den Ergebnissen der Studie zufrieden. So sind zwar immer noch viele Fragen über den Riesenhai offen, aber man weiß jetzt, dass die Tiere um England keinen Winterschlaf halten, sondern auf Wanderschaft gehen. Zudem weiß man jetzt, wo sich die Riesenhai zu welcher Zeit im Bereich der britischen Inseln aufhalten. Die Orte, an denen sich regelmäßig viele Riesenhaie versammeln, scheinen sehr wichtig für die Tiere zu sein und man sollte daher überlegen, diese Gebieter unter Schutz zu stellen, schreiben die Forscher.