Robert Klatt
Ein Tauchroboter hat im Gestein unter Hydrothermalquellen einen zuvor völlig unbekannten Lebensraum in der Tiefsee entdeckt. Der Fund erweitert das Verständnis des tierischen Lebens in der Tiefsee erheblich.
Wien (Österreich). Die Tiefsee und die dort vorkommenden Lebewesen sind noch weitgehend unerforscht. Bei Expeditionen werden deshalb regelmäßig zuvor unbekannte Organismen und Ökosysteme entdeckt, etwa eine unbekannte Fischart, die vor Japan in Rekordtiefe lebt und ein neues Hydrothermalfeld bei Grönland. Forscher der Universität Wien haben nun in Kooperation mit dem Königlich Niederländischen Institut für Meeresforschung (NIOZ) eine weitere Entdeckung in der Tiefsee gemacht.
Die Forscher um Monika Bright fanden während einer Forschungsfahrt am Ostpazifischen Rücken vor Mittelamerika mit dem Unterwasserroboter SuBastian, dass Tiere in Hohlräumen im Gestein unter von Hydrothermalquellen leben. Zuvor war lediglich bekannt, dass Tiere im warmen Wasser in der Umgebung der Hydrothermalquellen vorkommen.
Während der 30-tägige Expedition an Bord des Forschungsschiffs Falkor nutzten die Forscher den Roboter, um Teile des Gesteins des Unterwasservulkans umzudrehen. Im freigelegten Gestein konnten sie unterschiedliche Würmern, Schnecken und chemosynthetischen Bakterien beobachten, die in dem rund 25 Grad Celsius warmen Wasser leben.
„Mit dieser Entdeckung hat sich unser Verständnis des tierischen Lebens in den Hydrothermalquellen der Tiefsee erheblich erweitert. Es gibt zwei dynamische Lebensräume in den Quellen. Tiere oberhalb und unterhalb der Erdoberfläche gedeihen gemeinsam, abhängig von der Thermalflüssigkeit von unten und dem Sauerstoff im Meerwasser von oben.“
Die Entdeckung des Lebensraum in der Tiefsee geht auf Larven von Röhrenwürmern zurück. Röhrenwürmer wurden bei Expeditionen an Hydrothermalquellen häufig beobachten. Ihre Larven waren in der Umgebung aber nur selten vorhanden. Die Forscher um Bright vermuteten deshalb, dass diese unterhalb der Hydrothermalquellen leben müssen. Die nun publizierte Studie belegt diese These und zeigt überdies, dass noch weitere Lebensformen das Ökosystem unter den heißen Quellen bevölkern.
Zudem führten die Forscher Experiemten durch, bei denen sie Bereiche der Vulkankruste mit dem Unterwasserroboter versiegelt haben. Nach kurzer Zeit siedelten sich in diesen Bereichen viele ausgewachsene Tiere an. Dies zeigt, dass neue Unterwasserquellen rasch von Tieren besiedelt werden können. Diese Entdeckung verändert unsere Sichtweise auf diesen einzigartigen Lebensraum maßgeblich.