Robert Klatt
Waldelefanten sind in Europa vor rund 35.000 Jahren ausgestorben, weil sie intensiv durch den Menschen gejagt wurden. Ohne Jagd könnten die Tiere bei den aktuellen landschaftlichen und klimatischen Bedingungen noch immer in Deutschland leben.
Bayreuth (Deutschland). In Europa haben früher viele Großsäuger gelebt, darunter auch, deren Verwandte heute nur noch in Afrika vorkommen. Ein Großteil der Megafauna ist ausgestorben, als das Klima durch die letzte Eiszeit zu kalt wurde. Die Gründe für das Aussterben mancher Arten, darunter auch der Waldelefant (Palaeoloxodon antiquus), sind jedoch noch unklar.
Der Waldelefant hat ein Gewicht von bis zu 13 Tonnen und eine Schulterhöhe von bis zu vier Metern erreicht. Es war damit deutlich größer als das Wollhaarmammut und die heute lebenden Elefanten. Waldelefanten sind vor rund 700.000 Jahren nach Europa eingewandert und haben mehrere Eiszeiten überlebt, bis sie vor etwa 35.000 Jahren ausgestorben sind.
In der Wissenschaft existieren verschiedene Theorien, laut denen entweder die Kälte, der Nahrungsmangel oder der Menschen zum Aussterben des Waldelefanten geführt haben sollen. Forscher der Universität Bayreuth haben deshalb untersucht, wieso das größte Landsäugetier des Eiszeitalters heute nicht mehr in Deutschland oder anderen europäischen Ländern existiert. Dazu haben sie laut ihrer Publikation im Fachmagazin Frontiers of Biogeography die Klimatoleranz und die Ansprüche der Tierart an ihren Lebensraum rekonstruiert.
Die Studie basiert unter anderem auf paläontologischen Studien zu Fossilfunden sowie Klimamodellen, mit denen das Klima und die Landschaft in den ehemaligen Lebensräumen der Waldelefanten ermittelt werden konnten. Die Forscher konnten so ein Modell erstellen, das zeigt, wie sich das Klima und die Landschaft von Einwanderung bis zum Aussterben der Tierart in Europa verändert hat.
Eiszeit war nicht schuld am Aussterben der Waldelefanten
Die Analyse zeigt, dass die Waldelefanten nicht aufgrund der letzten Eiszeit in Europa ausgestorben sind. Die Tiere hätten laut dem Modell selbst zum Höhepunkt der Eiszeit an der Mittelmeerküste und in der Türkei leben können.
„Die Klimabedingungen während des Höhepunkts der letzten Eiszeit zwangen die Elefanten zwar dazu, sich in den Mittelmeerraum zurückzuziehen. Sie beeinträchtigten aber nicht sein Überleben in Europa.“
Zudem zeigt das Modell, dass nicht nur die Temperaturen, sondern auch die landschaftlichen Rahmenbedingungen nicht für das Aussterben der Waldelefanten verantwortlich waren.
„Der deutsche Name ,Waldelefant‘ entstammt der Annahme, dass diese Art bevorzugt in den bewaldeten Regionen Europas lebte. Fossilfunde zeigen jedoch, dass Palaeoloxodon antiquus oft in offenen oder halboffenen Habitaten mit mosaikartiger Vegetation lebte, ähnlich wie moderne Elefanten.“
In den aktuellen klimatischen und landwirtschaftlichen Bedingungen könnten Waldelefanten noch leben. Laut der Studie sind vor allem die Bedingungen in Mittel- und Westeuropa, darunter auch in Regionen von Deutschland, gut für die große Tierart.
„Ein großer Teil der Gebiete, in denen dieser Elefant einst verbreitet war, wäre bis heute klimatisch für diese Spezies geeignet.“
Die Wissenschaftler sind deshalb der Ansicht, dass die Menschen und ihre intensive Jagd auf Waldelefanten die Hauptursache für das Aussterben der Waldelefanten waren.
„Unsere Ergebnisse zeigen, dass die europäische Tierwelt heute noch Vertreter der Megafauna umfassen würde, wenn diese nicht durch den Menschen ausgerottet worden wären.“
Zu ähnlichen Ergebnissen kam 2024 auch eine Studie der Universität Aarhus, laut der Menschen und nicht der Klimawandel die Hauptursache für das Aussterben der Megafauna waren.
Frontiers of Biogeography, doi: 10.21425/fob.18.135081