Laterale Interaktionen

Weiße Haie haben Angst vor Schwertwalen

Robert Klatt

Weiße Hai verlassen ihre bevorzugten Jagdgebiete innerhalb von Minuten, wenn dort Schwertwale auftauchen. )gro.aidepikiw.e | vog.aaon.csfa.wwwnamttiP treboR(Foto: © 

Weiße Hai verlassen ihre bevorzugten Jagdgebiete sobald ein Orca auftaucht innerhalb von Minuten und meiden die Regionen danach für Monate. Ob die Ursache eine gezielte Jagd der Orcas auf Weiße Haie ist oder ob die beiden Meeresräuber lediglich um dieselbe Nahrung konkurrieren ist noch unklar. Im gesamten Beobachtungszeitraum von 27 Jahren, kam es nur zu vier Aufeinandertreffen, bei denen ein Hai getötet und teilweise von den Walen gefressen wurde.

Monterey (U.S.A.). Die Wissenschaft ist bis vor kurzem davon ausgegangen, dass Weiße Haie mit ihrer durchschnittlichen Länge von vier Metern und ihrem Gewicht von bis zu 2.000 Kilogramm in ihrem Lebensraum keine natürlichen Feinde haben. Eine Studie des Monterey Bay Aquarium in Kooperation mit der Universität Stanford widerlegt dies und zeigt, dass selbst Weiße Haie den Kontakt mit Orcas, die umgangssprachlich auch als Killerwal bezeichnet werden, meiden.

Im Zuge der Studie, die im Fachmagazin Scientific Reports veröffentlicht wurde, haben die Wissenschaftler Bewegungsdaten von Weißen Haien, Schwertwalen und See-Elefanten abgeglichen, die in den letzten 27 Jahren aufgezeichnet wurden. Salvador Jorgensen, Autor der Studie erklärt, dass „Weiße Hai ihre bevorzugten Jagdgebiete sofort verlassen und erst nach einem Jahr zurückkommen selbst dann, wenn die Orcas die Region nur kurzzeitig durchwandern.“

Beobachtung vor Kalifornien

Die Bewegungsdaten der Wissenschaftler wurden bei den Farallon-Inseln vor Kalifornien aufgezeichnet, auf denen sich See-Elefanten zur Paarungszeit versammeln. Da die großen Meeressäuger aufgrund ihres hohen Fettanteils zu den bevorzugten Beutetieren der Weißen Hai gehören, halten sich die Raubfische während des Fortpflanzungszeitraums der See-Elefanten permanent in dieser Region auf. Auch Schwertwale jagen See-Elefanten, jedoch nicht jedes Jahr, sondern nur gelegentlich, wenn sie sich während ihrer Wanderungen in der Nähe der Inseln aufhalten. Ein direkter Kontakt zwischen Orcas und Weißen Haien findet somit selten statt. Im Beobachtungszeitraum von 27 Jahren, haben die Wissenschaftler nur vier Aufeinandertreffen dokumentiert, bei denen in allen Fällen die Haie sofort die Region für die gesamte Jagdsaison verlassen haben.

Die Flucht der Haie erfolgt laut den ausgewerteten Daten innerhalb von wenigen Minuten. Typischerweise verlassen die Schwertwale die Region nach kurzer Zeit wieder, um ihre Wanderung fortzusetzen. Trotzdem kehren die Weißen Hai erst deutlich später in ihr bevorzugtes Jagdgebiet zurück. Stattdessen weichen die Fische auf andere Regionen aus, in denen sich ebenfalls See-Elefanten zur Fortpflanzung befinden oder schwimmen auf das offene Meer, um dort kleinere Beute zu jagen.

Jagd auf Weiße Haie selten

Ob die Schwertwale gezielt Jagd auf Weiße Haie machen oder diese nur als Nahrungskonkurrenten sehen konnte hat die Studie nicht untersucht. Im gesamten Beobachtungszeitraum kam es allerdings nur zu einem Angriff, bei dem eine Gruppe Orcas einen Weißen Hai getötet hat. Die Wale haben von ihrem Opfer nur die Leber gefressen, die als Öl- und Fettspeicher dient und daher sehr kalorienreich ist. Scot Anderson, Ko-Autor der Studie erklärt, dass die Wissenschaftler aufgrund dieses Vorfalls „die größeren und intelligenteren Orcas, die kommunizieren und in Gruppen jagen, als Spitze der Nahrungskette ansehen.“  Da die Vorfälle nur sehr selten auftreten, wird es weitere Beobachtungen brauchen, um die lateralen Interaktionen zwischen den beiden Meeresraubtieren vollständig zu verstehen.

Als große Gewinner der gelegentlich erscheinenden Wale, können die See-Elefanten bezeichnet werden. Die Orcas fressen diese zwar auch, ziehen aber im Gegensatz zu den Haien schnell weiter und reduzieren durch ihr Auftauchen die Verluste unter den See-Elefanten um den Faktor vier.

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