Robert Klatt
Glyphosat und Thiacloprid schaden Ameisen bereits in kleinen Dosen stark. Die nützlichen Insekten zeugen durch die Mittel weniger Nachkommen und bleiben kleiner. Dies kann ganze Ökosysteme aus dem Gleichgewicht bringen.
Graz (Österreich). In Mitteleuropa leben mehr als 100 Ameisenarten. Viele der nützlichen Insekten sind jedoch bereits vom Aussterben bedroht, stark gefährdet oder gefährdet. Verantwortlich dafür sind neben der Zerstörung ihrer Lebensräume primär Umweltgifte aus Menschenhand. Bereits geringe Mengen von Herbiziden wie Glyphosat oder dem Neonicotinoid Thiacloprid können den Ameisenbestand in kurzer Zeit signifikant dezimieren.
Laut Wissenschaftlern der Universität Graz tritt diese Wirkung jedoch erst verzögert bei der Nachkommenschaft der Ameisen auf. Im schlimmsten Fall kann dies mittel- und langfristig ganze Ökosysteme aus dem Gleichgewicht bringen.
„Ameisen sind unter anderem für die Wiederverwendung natürlicher Reststoffe und Bodenbelüftung zuständig und bilden mehr Biomasse als alle Säugetiere zusammen“, erklärt Dalial Freitak, Zoologin vom Institut für Biologie der Universität Graz.
Die Wissenschaftler haben laut ihrer Publikation im Fachmagazin Ecological Entomology deshalb die Wirkung des Insektizids Thiacloprid und des Unkrautvernichtungsmittels Glyphosat auf die weitverbreitete tropische Ameisenart Cardiocondyla obscurior genauer untersucht.
Im Rahmen des Experiments wurden die Insekten den beiden Umweltgiften getrennt in sehr schwachen Dosen ausgesetzt. Diese lösten bereits nach zwölf Wochen deutliche Auswirkungen bei den Ameisenkolonien aus. „Die Nachkommenschaft verringerte sich deutlich. Denn die Eierproduktion sank um 29 Prozent, die Zahl der Puppen um 34 Prozent. Als weitere Folge waren auch die Arbeiterinnen kleiner“, so Freitak.
Die Studie zeigt somit, dass auch geringe Pestizidkonzentrationen stark negative Auswirkungen auf die Umwelt haben können und zum Insektensterben beitragen. Durch die beiden außerhalb Europas intensiv genutzten Mittel sinkt nicht nur die Anzahl der Nachkommen, sondern auch die „Fitness“ der Tiere.
Diese können sich aufgrund der geringeren Körpergröße weniger gut an Umweltfaktoren anpassen. Laut der Zoologin hat dies starke Auswirkungen auf das Ökosystem. „Es werden dadurch weniger Pflanzensamen verbreitet, weniger Schädlinge gefressen und die Erde wird spärlicher aufgelockert“, erklärt Freitak.
Ecological Entomology, doi: 10.1111/een.13111