Küstenbucht untersucht

Werden Fische durch den Klimawandel kleiner?

Robert Klatt

Barsch in Schweden )kcotS ebodAahtoB onyR(Foto: © 

Eine Studie in einer warmen Küstenbucht hat über 24 Jahre untersucht, ob und wie der Klimawandel sich auf das Wachstum von Fischen auswirkt.

Ultuna (Schweden). Aquatische Lebewesen wie Fische sollen laut einer etablierten Theorie durch die globale Erwärmung an Größe verlieren. Eine Studie der Universität Wien und des Institut de Ciències del Mar (ICM-CSIC) zeigte kürzlich, dass dies auf Fische in der Dämmerzone zutrifft. Laut der Analyse von 700.000 bis 800.000 Jahre alten Fossilien wurden die Fische in diesem Bereich der Tiefsee durch den Klimawandel tatsächlich kleiner.

Forscher der Swedish University of Agricultural Sciences (SLU) um Max Lindmark haben im Fachmagazin eLife nun die Ergebnisse einer 24-jährigen Untersuchung über Süßwasserfische, die warmen Wasser ausgesetzt waren, publiziert.

Studie in abgeschlossener Küstenbucht

Die Wissenschaftler haben die Studie in einer abgeschlossenen Küstenbucht durchgeführt, die durch Kühlwasser eines Kernkraftwerks fünf bis zehn Grad Celsius wärmer war als die umliegenden Gewässer. Sie verglichen die Fischart Europäischer Barsch aus der abgeschlossenen Bucht mit einer Referenzpopulation aus dem angrenzenden Archipel. Zudem kombinierten die Forscher Fangdaten mit Messungen der Fischlänge im Alter und analysierten mit statistischen Modellen, ob und wie die warme Wasserverschmutzung das Alter und die Größe der Fischpopulationen sowie ihre Wachstums- und Sterberaten beeinflusst.

„Studien über die Auswirkungen von sich erwärmenden Gewässern auf Fische aus groß angelegten, semi-kontrollierten Experimenten in natürlichen Umgebungen sind selten, dennoch können sie einzigartige Einblicke liefern. Wir haben ein einzigartiges Untersuchungssystem verwendet, um zu ermitteln, wie die warme Wasserverschmutzung über viele Generationen hinweg die Sterberaten, Wachstumsraten und Größe der Fische verändert hat.“

Höhere Wachstums- und Sterblichkeitsraten

Die Untersuchung zeigt, dass das warme Wasser sowohl die Wachstums- als auch die Sterblichkeitsraten erhöht. Es kam dadurch zu einer Population von jüngeren und größeren Fischen. Diese Entdeckung widerspricht laut Malin Karlsson teilweise den allgemeinen Prognosen über die Auswirkungen der globalen Erwärmung auf natürliche Ökosysteme und unterstreicht die Notwendigkeit, diese Hypothesen einer rigorosen, großangelegten experimentellen Überprüfung zu unterziehen.

„Unsere Studie liefert starke Beweise für wärmeevozierte Unterschiede in Wachstums- und Sterblichkeitsraten innerhalb einer natürlichen Population einer ungenutzten gemäßigten Fischart, die über zwei Jahrzehnte hinweg Temperaturerhöhungen von 5-10°C ausgesetzt war. Diese Effekte neutralisieren sich größtenteils, aber nicht vollständig. Während die Fische jünger sind, sind sie im Durchschnitt auch größer.“

Die Studie zeigt somit, dass Theorien wie der Temperatur-Größen-Regel lediglich eine begrenzte Aussagekraft besitzen und Veränderungen auf Bevölkerungsebene nicht genau prognostizieren können. Um die Auswirkungen der höheren Temperaturen zu verstehen, ist es demnach essenziell, sowohl Sterblichkeitsraten als auch Wachstumsraten zu analysieren.

eLife, doi: 10.7554/eLife.82996

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