Bacteroides vulgatus

Wie beeinflussen Darmbakterien das Verlangen nach Zucker?

 Robert Klatt

Darmmikrobiom beeinflusst Verlangen nach Süßigkeiten )kcotS ebodAesuohners(Foto: © 

Viele Menschen können Zucker kaum widerstehen. Dies liegt unter anderem an ihrem Darmmikrobiom, das einen starken Einfluss auf das Essverhalten hat.

Wuxi (China). Viele Menschen können kaum auf Süßigkeiten und andere zuckerhaltige Lebensmittel verzichten. Besonders in Industrieländern, in denen Zucker stets günstig erhältlich ist, führt dies zu einem Überkonsum, der das Risiko für unterschiedliche Krankheiten stark erhöht und Übergewicht verursacht. Forscher der Jiangnan University haben nun im Fachmagazin Nature Microbiology eine Studie publiziert, laut dem das Darmbakterium für das unterschiedlich hohe Verlangen nach Zucker mitverantwortlich ist. 

Die Wissenschaftler haben für ihre Studie das Blut von 18 Mäusen und 60 Menschen mit Typ-2-Diabetes analysiert und die Blutwerte mit einer gesunden Kontrollgruppe verglichen. Sie konnten so ermitteln, dass bei Diabetikern das Protein FFAR4 im Blut in geringeren Mengen vorkommt. Das Protein erkennt Fettsäuren in der Nahrung und reguliert die Ausschüttung des Hormons GLP-1, das den Hunger und den Blutzucker reguliert.

Erhöhtes Verlangen nach Zucker

Bei den Mäusen führte weniger FFAR4 zu einem erhöhten Verlangen nach Zucker. Außerdem kam bei den Tieren mit weniger FFAR4 das Bakterium Bacteroides vulgatus und ihr Stoffwechselprodukt Pantothenat in geringeren Mengen im Darm frei. Pantothenat führt zur Freisetzung des Hormons GLP-1, das wiederum das Hormon FGF21 freisetzt, das im Gehirn das Ess- und Ernährungsverhalten kontrolliert.

Fütterungsversuche mit diabetischen Mäusen, denen die Forscher Bacteroides vulgatus oder Pantothenat verabreicht haben, zeigen, dass die Tiere dadurch ihre Zuckeraufnahme deutlich reduzieren und bestätigen somit den Zusammenhang.

Die Abnehmspritze Wegovy funktioniert ähnlich und ahmt die Wirkung des körpereigenen Hormons GLP-1 an. Dadurch produziert die Bauchspeicheldrüse mehr Insulin und reguliert den Blutzuckerspiegel und der vom Gehirn verursachte Hunger nimmt ab. Mögliche Langzeitfolgen der Behandlung sind jedoch noch nicht bekannt.

Nature Microbiology, doi: 10.1038/s41564-024-01902-8

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