Robert Klatt
Schimpansen konsumieren innerhalb ihrer Gruppe alkoholhaltige Früchte. Normalerweise teilen die Menschenaffen ihre Nahrung kaum. Der gemeinsame Alkoholkonsum ist deshalb eine Ausnahme, die den Gruppenzusammenhalt verbessern könnte.
Exeter (England). Alkoholkonsum gehört seit Jahrtausenden zur Kultur des Menschen. In Israel haben Forscher der Stanford University Überreste der Natufien, laut denen diese bereits vor 13.000 Jahren Bier produziert haben. Unterschiedliche Tierarten, darunter Menschenaffen, konsumieren ebenfalls gelegentlich Alkohol.
In der Biologie geht man davon aus, dass Tiere vergorene, alkoholhaltige Früchte fressen, weil diese leichter zu knacken sind und eine kalorienreiche Nahrung bieten. Forscher der University of Exeter haben nun entdeckt, dass Primaten, die eng mit den Menschen verwandt sind, Alkohol noch aus einem anderen Grund konsumieren.
„Ähnlich wie die Fellpflege kann Alkohol Stress reduzieren und das Endorphinsystem aktivieren."
Laut der Publikation im Fachmagazin Current Biology fressen Menschen alkoholhaltige Früchte auch, weil das leichte Trunkenheitsgefühl ihren Stress reduziert und das Wohlbefinden erhöht. Außerdem führt der Alkoholkonsum innerhalb der Gruppe zu mehr Zusammenhalt, ähnlich wie bei Feiern des Menschen.
Dies belegen unter anderem mehrere Beobachtungen von wildlebenden Schimpansen im Cantanhez-Nationalpark in Guinea-Bissau, bei denen die Tiere gemeinsam fermentierte Brotfrüchte gegessen haben. Bei dem gemeinschaftlichen Alkoholkonsum waren bis zu 17 Tiere aller Altersklassen und Geschlechter anwesend.
Eine Analyse der Überreste der Früchte zeigt, dass diese bis zu 0,61 Prozent Alkohol enthalten. Obwohl der Alkoholgehalt im Vergleich zu Wein, Bier und Schnaps sehr gering ist, waren die Menschenaffen nachdem Konsum der Früchte benommen und torkelten. Die Biologen gehen deshalb davon aus, dass sie relativ große Mengen der fermentierten Brotfrüchte essen.
In sieben der zehn beobachteten Fälle haben die Tiere das alkoholhaltige Obst beim Konsum mit ihren Artgenossen geteilt. Laut den Biologen deutet dies daraufhin, dass der Alkoholkonsum auch zur Stärkung des Gruppenzusammenhalts dient.
„Schimpansen teilen nicht ständig Nahrung, daher könnte dieses Verhalten mit fermentierten Früchten wichtig sein. Dieses Verhalten könnte ein frühes evolutionäres Stadium des Feierns sein. Wenn ja, deutet dies darauf hin, dass die menschliche Tradition des Feierns ihre Ursprünge tief in unserer Evolutionsgeschichte haben könnte.“
Current Biology, doi: 10.1016/j.cub.2025.02.067