Robert Klatt
Wissenschaftler der Washington State University haben aus Plastikmüll mithilfe von Aktivkohle ein Gemisch aus 15 Prozent Diesel und 85 Prozent Kerosin erzeugt. Im industriellen Ausmaß könnte diese Methode genutzt werden, um eine Alternative zu fossilen Brennstoffen zu schaffen und parallel das Recycling-Problem bei Plastik zu lösen.
Pullman (U.S.A.). Wissenschaftler der Washington State University haben eine neue Methode entwickelt, die es ermöglicht Kerosin und Diesel aus Plastikmüll zu erzeugen. Dazu wird laut dem im Fachmagazin Applied Energy veröffentlichten Forschungsartikel der Kunststoff erst zermahlen und dann mit Aktivkohle vermischt, die beim anschließenden Erhitzen als Katalysator dient. Die im Plastik vorhandenen Polymerketten werden so gelöst und es entsteht eine Kohlenwasserstoff-Mischung, die auch in Flugzeug-Treibstoff vorkommt.
Die Forscher haben für ihr Experiment PET-Flaschen, Plastiktüten und anderen Plastikmüll in etwa reiskorngroße Teile zerkleinert. Zusammen mit einem Granulat aus Aktivkohle wurde das Plastik dann in einer Umgebung ohne Sauerstoff auf 430 bis 580 Grad Celsius erhitzt. Dank des zugesetzten Katalysators, der die chemische Reaktion beschleunigt, konnten die Wissenschaftler um Yayun Zhang so die Plastikpolymere in verschiedene kleine Kohlenwasserstoffen zersetzten.
Laut den Forschern entsteht so „unter optimalen Bedingungen ein zu 100 Prozent flüssiges Reaktionsprodukte aus Alkanen und ringförmigen Kohlenwasserstoffen, wie sie für Flugzeug-Kraftstoffe typisch sind“. Die Zusammensetzung der durch die Hitzebehandlung entstehenden Flüssigkeit kann durch eine Veränderung der Temperatur und des Säuregrads reguliert werden.
Nach einer Filterung der Nebenprodukte entsteht so eine Mischung aus 85 Prozent Flugzeug-Benzin und 15 Prozent Diesel. Wie Hanwu Lei berichtet „hat der Treibstoff eine sehr gute Qualität.“ Auch die als Nebenprodukte erzeugten Gase sind von hoher Qualität, was dazu führt, dass nahezu 100 Prozent des Energiegehalts im Plastikmüll genutzt werden kann. Die Aktivkohle ist nach der Reaktion nicht verbraucht, sondern kann abgetrennt und erneut genutzt werden.
Wie Lei erklärt ist die katalytische Kunststoff-Pyrolyse, die bisher nur im Labor erprobt wurde, auch im industriellen Ausmaß nutzbar. In Zukunft könnte neben Biotreibstoff so eine zusätzliche Alternative zu fossilen Brennstoffen geschaffen werden, die einen klimafreundlicheren Flugverkehr ermöglicht und gleichzeitig das Recycling-Problem des schwer verwertbaren Plastikmülls löst.