Robert Klatt
Alltagsmasken, die mit Phosphorsäure oder Kupfersalz imprägniert werden, könnten beim Ausatmen SARS-CoV-2 und andere Viren inaktivieren.
Evanston (U.S.A.). Während der Covid-19-Pandemie werden Mund-Nasen-Masken vor allem getragen, um andere Personen vor einer Ansteckung mit SARS-CoV-2 zu schützen. Alltagsmasken aus Stoff oder Papier halten laut einer kürzlich veröffentlichten Studie nicht nur infektiöse Tröpfchen zurück, sondern können auch die Ausbreitung von Aerosolen verringern. Eine generelle Maskenpflicht in der Öffentlichkeit reduziert deshalb laut einer kanadischen Studie neue SARS-CoV-2-Infektionen um mehr als 25 Prozent.
Wissenschaftler der Northwestern University haben nun eine neue Alltagsmaske mit einer noch besseren Schutzwirkung entwickelt. Laut ihrer Publikation im Magazin Matter gibt die Maske dazu beim Ausatmen virenhemmende Substanzen frei, die auch SARS-CoV-2 abtöten sollen.
Laut Haiyue Huang „ist es beim Ausbruch einer infektiösen Atemwegserkrankung am wirksamsten, die Infektionsquelle zu kontrollieren, um eine Ausbreitung der Erreger zu verhindern.“ Die Wissenschaftler kamen deshalb auf die Idee, herkömmliche Alltagsmasken mit antiviralen Substanzen zu kombinieren, um die in Tröpfchen eventuell enthaltenen Viren zu inaktivieren und das Infektionsrisiko für Menschen in der Umgebung zu verringern.
Als Basis der neuen Maske dienen Stoffschichten, die mit dem Polyanilin behandelt wurden. Es ist so möglich eine lockere Bindung mit Phosphorsäure und Kupfersalz zu erreichen. Beide Substanzen besitzen eine antimikrobielle Wirkung. Außerdem gingen die Wissenschaftler davon aus, dass sie sich gut für den Einsatz in einer Alltagsmaske eignen, weil die trockene und kalte Luft beim Einatmen die Substanzen nicht löst und diese somit nicht in die Lunge gelangen. Die warme und feuchte Atemluft soll das Kupfersalz und die Phosphorsäure hingegen lösen und somit infektiöse Tröpfchen inaktivieren.
In Laborexperimenten nutzten die Forscher eine handelsübliche Maske, die durch ein grob- oder feinmaschiges Baumwolltuch mit den antimikrobiellen Substanzen ergänzt wurde. Messungen zeigen, dass beim simulierten Ausatmen durch diese Maske bei der Verwendung des dichten Stoffs in 49 Prozent der austretenden Tröpfchen sowohl Säure als auch Kupferionen enthalten waren. Beim simulierten Einatmen durch die Maske wurden hingegen keine gesundheitsschädlichen Mengen der Substanzen gelöst.
Bisher zeigen die Studienergebnisse somit, dass es grundsätzlich möglich ist, durch eine chemisch behandelte Maske die Virenlast in ausgeatmeten Tröpfchen zu reduzieren. Experimente mit Viren müssen aber noch belegen, ob das Infektionsrisiko dadurch wirklich reduziert wird. Sollte die Wirkung bestätigt werden, könnten laut den Wissenschaftlern die Maske vor allen dabei helfen, die Verbreitung von SARS-CoV-2 durch Menschen mit asymptomatischen Infektionen zu verringern.
Matter, doi: 10.1016/j.matt.2020.10.012