Robert Klatt
Die Klosterbrauerei Neuzelle hat ein Instant-Bier entwickelt, das aus einem wasserlöslichen Granulat besteht. Das Bier-Pulver soll das Getränk umweltfreundlicher machen.
Neuzelle (Deutschland). In Deutschland liegt der Pro-Kopf-Verbrauch von Bier bei etwa 92 Litern. Bisher wird das Bier ausschließlich in flüssiger Form, abgefüllt in Dosen, Flaschen, Fässern und bald auch in nachhaltigen Bierflaschen aus Holzfasern, verkauft. Die 1589 gegründete Klosterbrauerei Neuzelle hat nun ein Instant-Bier entwickelt, das in Pulverform angeboten wird. Wenn das Pulver mit Wasser aufgegossen wird, entsteht ein flüssiges Bier mit Kohlensäure und Schaumkrone.
Entwickelt wurde das Bier-Pulver im Rahmen eines zwei Jahre laufenden Projekts von der Brauerei und Klosterbrauerei Neuzelle. Die Kosten dafür wurden teilweise von einem Förderprogramm des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) übernommen. Das sogenannte „Dryest Beer“ („Trockenstes Bier“) soll bereits Mitte 2023 auf den Markt kommen. Alkohol enthält das Bier bisher nicht. In Zukunft soll aber auch eine Version mit Alkohol angeboten werden.
Das dextrinreiche Bier wird nach dem Reinheitsgebot gebraut. Anschließend wird das Bier zu einem wasserlöslichen Granulat verarbeitet. In Zukunft möchte die Klosterbrauerei Neuzelle jedoch ein Verfahren entwickeln, mit dem das Bier-Pulver ohne den traditionellen Brauprozess direkt aus den Rohmaterialien produziert werden kann. Laut Helmut Fritsche soll das Getränk dadurch umweltfreundlicher werden.
„Die Zeit ist reif, um im Angesicht des Umganges mit unserer Umwelt auch die klassische Bierherstellung und -logistik auf den Prüfstand zu stellen. Weltweit werden Milliarden Liter Wasser zum Verbraucher transportiert, denn Bier besteht nun mal aus bis zu 90 Prozent Wasser. Aus Umweltsicht sparen wir daher schon beim Transport, aber noch nicht beim Einsatz der Ressourcen und bei den Kosten zur Herstellung.“
Laut den Plänen des Unternehmens soll das Bier-Pulver in Europa mittelfristig einen eigenen Nischenmarkt bilden. Laut Stefan Fritsche, Geschäftsführer der Klosterbrauerei Neuzelle, ist das primäre Ziel aber der globale Verkauf, weil sich das Granulat ideal für den Transport eignet und im Vergleich zu herkömmlichen Bier einen Großteil des Transportvolumens und -gewichts einspart.
„Wir wissen auch, dass die klassischen Pils-Trinker und alle Craft-Beer-Enthusiasten vor allem in Deutschland unserem Produkt erstmal skeptisch gegenüberstehen werden,“ ergänzt der Geschäftsführer der Klosterbrauerei, Stefan Fritsche. „Es geht auch nicht nur darum, ein neues Produkt auf den Markt zu bringen, sondern das Geschäftsmodell Bier zu disruptieren. Wir sehen unsere Kernzielgruppe deshalb nicht vorwiegend beim klassischen deutschen Endverbraucher, sondern bei globalen Wiederverkäufern (Dryest Beer Konfektionierern), die nicht zwingend Braukenntnisse haben müssen, die aber das Granulat für den Endverbraucher anwendungsgerecht einsatzfähig machen können. Geografisch avisieren wir mit unserem alkoholfreien Bierpulver vor allem transportintensive Export-Märkte an, wie Länder in Asien und Afrika. Natürlich soll das Bierpulver auch in Europa vermarktet werden und mittelfristig aus einer Nische einen eigenständigen Markt machen.“
Aktuell befindet sich die Klosterbrauerei Neuzelle in Gesprächen mit mehreren Investoren. Diese sollen bei der Optimierung des Herstellungsprozesses und der Vermarktung des Bier-Pulvers helfen.