Robert Klatt
In der Mona Lisa und dem Letzten Abendmahl von Leonardo da Vinci wurde eine giftige Bleiverbindung entdeckt. Die Forscher gehen davon aus, dass das Plumbonacrit bei der Trocknung der Kunstwerke geholfen hat.
Gif-sur-Yvette (Frankreich). Leonardo da Vinci war eine der bedeutendsten Universalgelehrten aller Zeiten. Zu seinen Interessen gehörte neben der Wissenschaft auch die Malerei und das Zeichnen. Rund um die dabei verwendeten Techniken, Farben und Pigmente gibt es noch heute viele Geheimnisse. Es ist bekannt, dass viele Gemälde da Vincis aus den frühen 1500er-Jahren, darunter auch die Mona Lisa, auf Holztafeln gemalt wurden. Diese benötigen eine dicke Grundierungsfarbe, bevor das eigentliche Gemälde entstehen kann.
Laut Analysen verwendete da Vinci dazu dicke Schichten von Bleiweißpigment, während andere Künstler dieser Epoche üblicherweise Gesso verwendeten. Überdies ist bekannt, dass da Vinci sein Öl mit Blei(II)-oxid mischte, weil diese Grundierungsfarbe spezielle Trocknungseigenschaften an die Farbschichten abgab.
Es ist bekannt, dass Leonardo da Vinci die entsprechenden Grundierungsfarben bei der Mona Lisa und dem Letzten Abendmahl nutzte. Forscher der Universität Paris-Saclay (UPS) um Victor Gonzalez haben nun eine Studie durchgeführt, die die einzigartigen Schichten mit modernen hochauflösende Analysetechniken detailliert untersucht hat.
Laut ihrer Publikation im Journal of the American Chemical Society entnahmen die Forscher dazu eine Mikroprobe aus einer versteckten Ecke der Mona Lisa und 17 Mikroproben aus verschiedenen Bereichen des Letzten Abendmahls. Die Proben wurden anschließend mit der Röntgendiffraktion und Infrarotspektroskopie untersucht. Dabei entdeckten die Wissenschaftler, dass die Grundschichten der Gemälde nicht nur Bleiweiß und Öl enthielten, sondern auch die seltene Bleiverbindung Plumbonacrit.
Obwohl bekannt war, dass Maler Bleioxide verwendeten, um die Trocknung ihrer Kunstwerke zu fördern, wurde diese Technik bei italienischen Renaissance-Gemälden zuvor nicht entdeckt. Es existierten in Leonardo da Vincis Schriften lediglich Hinweise darauf, dass Plumbonacrit für Haut- und Haarbehandlungen verwendet wurde, obwohl es ein Gift ist. Weil Plumbonacrit lediglich unter alkalischen Bedingungen stabil, gehen die Autoren davon aus, dass es in den Kunstwerken durch eine Reaktion zwischen dem Öl und Blei(II)-oxid entstanden ist.
Journal of the American Chemical Society, doi: 10.1021/jacs.3c07000