Robert Klatt
Eine Künstliche Intelligenz (KI) kann die einzigartige chemische Signatur eines Weines mit 100-prozentiger Genauigkeit erkennen. Das System soll im Kampf gegen Weinfälschungen helfen.
Genf (Schweiz). Besondere Weine erzielen pro Flasche Preise von mehreren Hundert Euro und mehr. Leider sind Weinfälschungen deshalb keine Seltenheit. Diese zu erkennen, ist auf für Kenner nicht immer leicht. Die Europäische Union (EU) hat deshalb eine Weindatenbank erstellt, die es ermöglicht, anhand der Isotopendaten eines Weines das Anbaugebiet der Trauben zu rekonstruieren.
Forscher der Université de Genève um Alexandre Pouget nun eine Künstliche Intelligenz (KI) vorgestellt, die die Herkunft eines Weines mit noch höherer Genauigkeit bestimmen kann. Dazu verwendet sie die einzigartige chemische Signatur.
Laut der Publikation im Fachmagazin Communications Chemistry haben die Forscher ihr System mit 80 Weine aus sieben verschiedenen Weingütern in Bordeaux aus zwölf unterschiedlichen Jahrgängen zwischen 1990 und 2007 erprobt. Die KI konnte die Weine mit einer Genauigkeitsrate von 100 Prozent erkennen, indem sie Muster in der komplexen Zusammensetzung von tausenden Molekülen identifizierte. Die Molekülkonzentrationen in jedem Wein variieren und werden durch verschiedene Faktoren beeinflusst, darunter die Rebsorte, die Bodenbeschaffenheit des Anbaugebiets und die Winzer.
Die chemische Analyse eines Weines, die in der Chemie auch als Chromatogramm bezeichnet wird, kann bis zu 30.000 unterschiedliche Datenpunkte beinhalten. Die neue KI, die die Forscher der Université de Genève in Kooperation mit der Universität Bordeaux entwickelt haben, kann das gesamte Chromatogramm eines Weines analysieren und die Daten in einem Diagramm mit zwei Achsen darstellen. Diese Darstellung offenbart laut Stéphanie Marchand Ansammlungen von Datenpunkten, mit denen sich unterschiedliche Jahrgänge von Weinen eines bestimmten Weinguts gruppieren lassen.
„Damit konnten wir zeigen, dass jedes Weingut seine eigene chemische Signatur hat.“
Die Studie belegt somit, dass die chemische Identität eines Weines nicht nur durch die Konzentration spezifischer Moleküle erkannt werden kann, sondern auch durch ein umfassendes chemisches Spektrum. In Zukunft soll diese Technologie dabei helfen, Weinfälschungen besser zu erkennen.
Communications Chemistry, doi: 10.1038/s42004-023-01051-9