Robert Klatt
Plastikstrohhalme sind in der EU verboten. In Papier- und Bambusstrohhalme, die als nachhaltige Alternative gelten, wurden nun giftige Chemikalien entdeckt. Lediglich ein Alternativprodukt erwies sich in der Studie als sicher.
Antwerpen (Belgien). In der Europäischen Union (EU) ist der Verkauf von unterschiedlichen Einwegplastikprodukten, darunter auch Strohhalme, seit Anfang 2021 verboten. Stattdessen nutzen viele Menschen Papier- und Bambusstrohhalme, die als nachhaltig und umweltfreundlich gelten. Forscher der Universität Antwerpen haben nun untersucht, welche Inhaltsstoffe verschiedene Strohhalme haben.
Laut ihrer Publikation im Fachmagazin Food Additives & Contaminants untersuchten die Forscher um Thimo Groffen 39 Strohhalme aus Plastik, Papier, Bambus, Glas und Edelstahl auf per- und polyfluorierte Alkylverbindungen (PFAS). Es handelt sich dabei um eine komplexe Gruppe von Chemikalien, die auch als Jahrhundert-Gift bezeichnet werden, weil sie in der Umwelt kaum abgebaut werden.
In knapp 70 Prozent der analysierten Strohhalme wurden PFAS entdeckt. Papiereinweghalme (90 Prozent) und Bambusstrohhalme (80 Prozent) und Plastikstrohhalme (75 %) waren am häufigsten mit den Giften kontaminiert. Die Chemikalie wurde aber auch in Glasstrohhalmen (40 %) nachgewiesen. Lediglich Edelstahlstrohhalme waren frei von solchen Verbindungen. Der in der Studie am meisten aufgespürte Chemikalienbestandteil war die Perfluoroctansäure. Obwohl die EU die Produktion und den Verkauf dieses Stoffes seit Mitte 2020 untersagt hat, kann er durch verunreinigte Rohmaterialien in den Endprodukten auftauchen.
PFAS können beim Menschen die Gesundheit beeinflussen. Zu den Risiken gehören eine geschwächte Reaktion auf Schutzimpfungen, ansteigende Cholesterinspiegel und potenziell negative Folgen für die Entwicklung des Fötus einschließen, wie verlangsamtes Brustdrüsenwachstum und reduziertes Geburtsgewicht. Überdies können Erwachsene ein erhöhtes Risiko für Nieren- und Hodenkrebs erfahren.
In Bezug auf ökologische Aspekte kann die Anwesenheit von PFAS ebenfalls Konsequenzen haben. Entgegen der Annahme, dass Strohhalme aus natürlichen Materialien umweltfreundlich seien, könnte ihre Biologische Abbaubarkeit durch diese Chemikalien kompromittiert werden.
„Strohhalme aus pflanzlichen Materialien wie Papier und Bambus werden oft als nachhaltiger und umweltfreundlicher beworben als solche aus Kunststoff. Das Vorhandensein von PFAS in diesen Strohhalmen bedeutet jedoch, dass das nicht unbedingt wahr ist.“
Food Additives & Contaminants, doi: 10.1080/19440049.2023.2240908