Robert Klatt
Der Abbau von Lithium verursacht starke Umweltschäden. Ein Pilotprojekt erforscht nun, ob der Rohstoff für Auto-Batterien auch lokal in Deutschland aus Geothermalwasser wirtschaftlich gewonnen werden kann.
Karlsruhe (Deutschland). Lithium ist laut des Verbands Deutscher Wirtschaftsingenieure (VWI) bis zur Marktreife alternativen Technologien wie SALD-Akkus das Schlüsselelement zur Herstellung von Batterien für Elektroautos. Zwei Drittel der Weltproduktion des Alkalimetalls erfolgt derzeit im klassischen Bergbau in Australien. Außerdem wird Lithium aus Salzsee-Solen in Chile, Argentinien und Bolivien gewonnen.
Verschiedene Naturschutzorganisationen kritisieren diese Verfahren, weil Schlaummteiche und Absatzbecken die Umwelt vergiften und weil die Verdampfung von Wasser in ohnehin trockenen Regionen die lokale Wasserknappheit erhöht. Die Wissenschaft sucht deshalb nach alternativen Abbaumöglichkeiten für den wichtigen Rohstoff.
Einen Ansatz dafür haben nun Wissenschaftler des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) vorgestellt. Das Team um den Geoökologen Klemens Slunitschek erforscht, wie aus Geothermalwasser Lithium gewonnen werden kann. Gemeinsam mit dem Unternehmen EnBW und weiteren Partner soll eine Pilotanlage entstehen, die aus dem empor gepumpten Wasser mithilfe von Manganoxid das Lithium filtert. Pro Liter Wasser könnten so etwa 200 Milligramm Lithium gewonnen werden.
Klemens Slunitschek: „Man kann sich das vorstellen wie kleine Tunnel, in die nur Lithium gehen kann.“
Im Anschluss wird das gefilterte Lithium mithilfe von hochverdünnter Salzsäurelösung wieder gelöst. Es ist so möglich innerhalb weniger Minuten einen Großteil des Lithiums aus dem Geothermalwasser zu filtern. Bisher wurde dieser Rohstoff ungenutzt zurück in den Boden geleitet.
Laut Daten des Statistischem Bundesamts (Destatis) wurden 2021 7267 Tonnen Lithium nach Deutschland importiert. 2019 waren es bereits 90.151 Tonnen. Der aktuelle Trend zum Elektroauto wird den Bedarf in Zukunft noch signifikant erhöhen. Es wird somit deutlich, dass das Projekt des KITs auch bei Erfolg nur einen kleinen Teil davon decken kann.
Laut Berechnungen der Wissenschaftler könnte die Geothermie-Anlage pro Jahr bei 8.000 Betriebsstunden Lithium für etwa 20.000 Auto-Akkus fördern. In anderen Regionen, wie dem Norddeutschen Becken sind ebenfalls Thermalwässern mit hohen Lithiumgehalten vorhanden. Grundsätzlich könnte die Produktion bei Erfolg der Technologie also deutlich ausgebaut werden.
Jochen Kolb, Professor für Geochemie und Lagerstättenkunde am KIT-Institut für Angewandte Geowissenschaften: „Kurze Transportwege, Flexibilität gegenüber anderen Anbietern, Versorgungssicherheit und erweiterte Lieferketten: Wir nutzen den Rohstoff Geothermalwasser effizienter.“