Robert Klatt
Neue Moleküle aus Cashewnuss-Schalenöl können möglicherweise bald Sonnenschutzmittel ersetzen, deren Inhaltsstoffe für Wasserorganismen aber auch die Nutzer gefährlich sind. Zuvor sind allerdings noch klinische Studien zur Hautverträglichkeit nötig.
Mainz (Deutschland). Der Einsatz aktueller Sonnenschutzmittel ist umstritten, da die Produkte ihre Nutzer zwar vor UV-Strahlung schützen und somit Sonnenbrände verhindern und das Hautkrebsrisiko reduzieren, dafür aber problematische Inhaltsstoffe wie Titandioxid-Nanopartikel und Schwermetalle nutzen, die sowohl wenn sie beim Baden ins Wasser gelangen die Umwelt gefährden als auch die Gesundheit des Menschen beeinflussen, da ihre hormonähnliche Wirkung beispielsweise die Funktion der Spermien stört.
Außerdem werden die für die Herstellung nötigen Kohlenwasserstoffverbindungen aus Erdöl erzeugt, was eine nachhaltige Produktion unmöglich macht. Wissenschaftler der Universität Mainz haben aus diesem Grund nach natürlichen Alternativen gesucht, aus denen sich umweltfreundliche Sonnenschutzmittel herstellen lassen und sind dabei auf das Öl von Cashewnuss-Schalen gestoßen, aus denen sich UV-Filter erzeugen lässt.
Eigentlich hat das für die Herstellung des Sonnenschutzmittels genutzte Cashewnuss-Schalenöl, das bei der Produktion in großen Mengen entsteht, kaum kommerzielle Einsatzzwecke. Aufgrund seiner entzündungshemmenden und antimikrobiellen Eigenschaften kann das bioaktive Material, das aus ringförmigen Kohlenwasserstoffen, sogenannten Phenolen, besteht aber dafür genutzt werden, um unterschiedliche Produkte daraus zu synthetisieren. Außerdem wird in der Medizin untersucht, ob das Cashewnuss-Schalenöl womöglich sogar das Wachstum von Tumoren einschränken kann.
Laut der im Fachmagazin European Journal of Organic Chemistry publizierten Studie ist es den Mainzer Wissenschaftlern gelungen mehrere Klassen von UV-Filtern per Synthese aus Cashewnuss-Schalenöl herzustellen. Je nach Klasse zeigen die UV-Filter bei der Absorption von UVA-Strahlung und UVB-Strahlung ähnlich gute Ergebnisse wie herkömmliche organische UV-Filter.
Das Molekül s-Triazin (2,2′,2“-(1,3,5-Triazin-2,4,6-Triyl)Triphenol) ist laut den Autoren der Studie dabei besonders vielversprechend, da es sowohl UVA- als auch UVB-Strahlung absorbieren kann. Till Opatz erklärt, dass „diese exzellenten Ergebnisse in beiden relevanten UV-Bereichen dafürsprechen, dass s-Triazin als Breitband-UV-Filter klassifiziert werden kann.“
Außerdem lässt sich das Molekül gut in Ölen lösen, was eine Anwendung als Sonnenschutzmittel ermöglicht. Die Wissenschaftler wollen aus diesem Grund s-Triazin und eine Reihe andere Moleküle weiter untersuchen, um einen naturbasierten UV-Filter herzustellen, der als Sonnenmilch genutzt werden kann.
Bevor ein fertiges Produkt auf den Markt kommen kann sind allerdings noch klinische Studien zur Untersuchung der Hautverträglichkeit nötig. Außerdem sollen auch mögliche Nebenwirkungen untersucht werden, die auftreten könnten, wenn das Sonnenschutzmittel sich im Wasser löst.
European Journal of Organic Chemistry, doi: 10.1002/ejoc.201900743