Robert Klatt
In Tiefsee vor Norwegen würde ein Hydrothermalfeld mit 300 Grad Celsius heißen Quellen entdeckt. Die austretende Flüssigkeit hat einen hohen Methangehalt und könnte dadurch den Klimawandel beschleunigen.
Bremen (Deutschland). Wissenschaftler vom MARUM – Zentrum für Marine Umweltwissenschaften der Universität Bremen haben 2022 ein Hydrothermalfeld am Knipovich-Rücken, einer Spreizungszone zwischen Grönland und Spitzbergen, im Nordmeer entdeckt. Es handelt sich dabei um eine Quelle, die mit ihrem warmen Wasser in der ansonsten lebensfeindlichen Tiefsee ein nährstoffreiches Ökosystem bildet. Wie Prof. Gerhard Bohrmann erklärt, wird das Wasser vom Magma erwärmt,
„Wasser dringt in den Ozeanboden ein und wird vom Magma aufgeheizt. Das überhitzte Wasser steigt durch Risse und Spalten aufwärts zurück zum Meeresboden. Auf seinem Weg löst es Mineralien und Stoffe aus den Gesteinen der ozeanischen Kruste und reichert diese in den Fluiden an. Durch rohrartige Schlote, sogenannte Schwarze Raucher, treten die Fluide oft am Meeresboden wieder aus und führen zur weiteren Ausfällung von metallreichen Mineralien.“
Nun haben die Forscher des MARUM im Fachmagazin Scientific Reports weitere Details zum Jøtul-Hydrothermalfeld publiziert. Um die in über 3.000 Metern Tiefe liegenden Quellen zu analysieren, wurden mit dem Tauchroboter MARUM-QUEST im Rahmen der MARIA S. MERIAN (MSM109) Mission Proben entnommen.
Weil das Jøtul-Hydrothermalfeld auf einem langsamen Spreizungsrücken liegt, dessen Platten sich weniger als zwei Zentimeter jährlich bewegen, haben die Forscher sich bei ihrer Untersuchung auf die aus den Quellen austretenden Flüssigkeiten konzentriert. Zudem haben sie die Größe und die Bestandteile der Raucher untersucht.
Die Analyse der Fluide hat offenbart, dass diese ungewöhnlich viel Methan enthalten. Der hohe Methananteil ist ein Hinweis darauf, dass die Hydrothermalquellen eng mit dem Magma interagieren.
„Das Jøtul-Feld ist nicht nur durch seine Lage im Ozean ein wissenschaftlich interessanter Fund, sondern auch klimarelevant, da wir in den Proben der Fluide unter anderem sehr hohe Methan-Konzentrationen nachweisen konnten.“
Ein Großteil des Methans wird im Meerwasser in Kohlenstoffdioxid umgewandelt. Die CO₂-Konzentration der arktischen Tiefsee nimmt dadurch zu und das Wasser wird saurer. Die Wissenschaftler erklären außerdem, dass die Methanemissionen in die Atmosphäre entweichen könnten, was den Klimawandel anheizen würde. Ob das Methan aus dem Jøtul-Hydrothermalfeld die Erdatmosphäre erreicht, ist aber noch unklar.
Im Rahmen einer weiteren Expedition, die noch 2024 starten soll, möchten die Forscher weitere Proben in anderen Bereichen des Jøtul-Hydrothermalfelds entnehmen. Sie wollen damit unter anderem neues Wissen über die chemosynthetisch lebenden Organismen sammeln und das Jøtul-Hydrothermalfeld mit weiteren Hydrothermalfeldern vergleichen.
Scientific Reports, doi: 10.1038/s41598-024-60802-3