Rohstoff für Batterien und Co.

Deutschlands Lithiumreserven können Eigenbedarf decken

 Robert Klatt

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Lithium, ein essenzieller Rohstoff für Elektroautos, wird bisher fast nur in Australien, Argentinien, Chile und China gefördert. Nun wurde entdeckt, dass Deutschland Lithiumreserven besitzt, die den heimischen Bedarf decken können.

Bochum (Deutschland). Lithium ist ein essenzieller Bestandteil der Batterien von Elektroautos, Laptops und anderen elektrischen Geräten. Das Metall wird in Deutschland bisher kaum abgebaut und größtenteils aus Australien, Argentinien, Chile und China importiert. Angesichts der hohen geopolitischen Abhängigkeiten von diesen Ländern suchen deutsche Wissenschaftler nach Lithiumquellen im Inland, deren Abbau ökonomisch sinnvoll möglich ist.

Forscher der Fraunhofer-Einrichtung für Energieinfrastrukturen und Geothermie (Fraunhofer IEG) haben im Rahmen des Projekts „Li+Fluids“ dazu analysiert, ob Lithium aus den Tiefenwässern in Norddeutschland gewonnen werden kann. Außerdem wurde untersucht, wie viel Lithium die hydrothermalen Fluide des Thüringer Beckens enthalten.

26,51 Millionen Tonnen Lithium

Laut der Publikation im Fachmagazin Geothermics enthält das Tiefenwasser bis zu 600 Milligramm des Rohstoffs pro Liter. Am höchsten ist der Lithiumgehalt bei Wässern aus den Rotliegend Sandsteinen, dem Zechstein Karbonat und dem Buntsandstein.

Das Tiefenwasser der beiden Gesteinsformationen enthält laut den Analysen zwischen 0,39 bis 26,51 Millionen Tonnen Lithium. Diese Menge ist ausreichend, um den deutschen Bedarf für mehrere Jahrzehnte zu decken. Laut einer Schätzung der deutschen Rohstoffagentur benötigt die Industrie der Bundesrepublik maximal 0,17 Millionen jährlich.

„Um die Wirtschaftlichkeit der Lithium-Gewinnung zu steigern, haben wir auch die Kombination mit Geothermieanlagen untersucht: Aus dem geförderten heißen Tiefenwässern könnte in einem Nebenprozess das im Fluid gelöste Lithium abgeschieden werden.“

Das bei der Lithiumgewinnung freigesetzte heiße Wasser könnte zudem dabei helfen, Energie einzusparen, indem man es für Gebäudeheizungen oder die Stromproduktion nutzt. Anschließend kann das kühle Wasser wieder in den Boden eingeleitet werden.

Wirtschaftliche Lithiumgewinnung in Deutschland?

Wie die Forscher erklären, müssen mehrere Kriterien erfüllt sein, um eine wirtschaftlich sinnvolle Lithiumgewinnung in Deutschland aufbauen zu können. Entscheidend ist vor allem die Fließrate des Untergrundes. Ein Pilotprojekt soll spätestens 2026 im niedersächsischen Munster starten. Die dortigen Stadtwerke möchten aus einem alten Erdgasbohrloch Wasser fördern, dessen Wärme rund 4.000 Haushalte versorgen soll. Dabei sollen auch 500 Tonnen Lithium im Jahr gewonnen werden.

„Wir gehen davon aus, dass ähnliche Konstellationen wie in Munster noch an weiteren Standorten im Norddeutschen Tiefland zu finden sind. Um diese zu identifizieren, benötigen wir jedoch zusätzliche Forschungsprojekte.“

Geothermics, doi: 10.1016/j.geothermics.2024.103207

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