Klimawandel

Eisschild der Arktis speichert überraschend viel Schmelzwasser

 Robert Klatt

Eisschild von Grönland speichert Schmelzwasser )kcotS ebodArentsreoFrevilO(Foto: © 

Das schmelzende Eisschild der Arktis hat den global größten Einfluss auf den Meeresspiegelanstieg. Neue Messungen zeigen nun, dass überraschend viel Schmelzwasser in den Sommermonaten im Eisschild verbleibt. Die Klimamodelle müssen deshalb stark angepasst werden.

Shenzhen (China). Das Eisschild von Grönland könnte den globalen Meeresspiegel um durchschnittlich bis zu sieben Meter ansteigen lassen, wenn es komplett schmilzt. Obwohl die Wissenschaft die Schmelzprozesse des Eisschilds seit Langem untersucht, konnte bislang noch nicht die Frage beantwortet werden, wie sich die Speicherung des Schmelzwassers während der sommerlichen Sommerschmelzperiode innerhalb des Eisschilds entwickelt.

Forscher der Southern University of Science and Technology (SUSTech) haben nun mit einem neuen Forschungsansatz die Bewegung und Speicherung des Schmelzwassers untersucht. Sie haben dazu Daten des Grönland-GPS-Netzwerks (GNET) verwendet, das aus mehreren Dutzend Stationen rund um Grönland besteht. Laut ihrer Publikation im Fachmagazin Nature haben die Forscher die Daten mit einer neuen Methode analysiert, die die gemessenen vertikalen Verschiebungen des Grundgesteins interpretiert. Diese Verschiebungen werden unter anderem durch das Schmelzwasser ausgelöst, weil dieses das Grundgestein nach unten drückt.

Schmelzwasser bleibt im Eisschild

Laut Jiangjun Ran offenbart die neue Analyse, dass ein Großteil des Schmelzwassers in den Sommermonaten im Eisschild verbleibt und nicht in das Meer gelangt. Diese Entdeckung stellt die bestehenden Modelle zum globalen Meeresspiegelanstiegs und dem Einfluss des abschmelzenden Eisschildes infrage.

„Während der Schmelzperiode haben wir festgestellt, dass ein erheblicher Anteil der Schmelzwassermasse vorübergehend innerhalb des Eisschilds gespeichert wird. Dieser Wasserspeichereffekt erreicht im Juli seinen Höhepunkt und lässt in den darauffolgenden Wochen allmählich nach.“

Die neuen Erkenntnisse sollen nun dabei helfen, die bestehenden Klimamodelle zu verbessern, weil diese bisher die Komplexität der Wasserspeicherung innerhalb der Eisschilde unterschätzen. Besonders in wärmeren Jahren könnten Modelle, die das Abfließen des Wassers in Richtung Ozean vorhersagen, diesen Prozess leicht unterschätzen. Die Studie zeigt, dass in den wärmsten Jahren größere Anpassungen (20 %) nötig sein könnten.

„Diese Erkenntnisse sind entscheidend, um die Prognosen über den Beitrag des Grönland-Eisschilds zum zukünftigen Meeresspiegelanstieg zu verbessern. Angesichts des Klimawandels, der die Arktis stärker erwärmt als je zuvor, sind präzise Vorhersagen unerlässlich, damit sich Küstenregionen auf mögliche Meeresspiegelanstiege vorbereiten können.“

Shfaqat Abbas Khan erklärt zudem, dass die Studie nicht nur das Verständnis der Dynamik von Eisschilden verbessern, sondern auch dabei hilft, neue Messtechniken und Feldkampagnen zu entwickeln.

Nature, doi: 10.1038/s41586-024-08096-3

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