Robert Klatt
Das Start-up Quaise möchte bis zu 20.000 Meter in die Erde bohren, um die geothermische Energie zur Stromproduktion nutzbar zu machen. Herkömmliche Wärmepumpen haben meist ein nur 100 Meter tiefes Bohrloch.
Cambridge (U.S.A.). Bei herkömmlichen Wärmepumpen wird je nach Bodenbeschaffenheit etwa in eine Tiefe von 100 Metern gebohrt, um die Erdwärme als Energiequelle nutzen zu können. Die bisher tiefste Bohrung auf der Halbinsel Kola erreichte im Jahr 1989 eine Tiefe von 12.262 Metern. Inzwischen unterliegt das Bohrloch in der ehemaligen Sowjetunion jedoch natürlichem Verfall, weil der Betrieb der Forschungsstation im Jahr 1992 eingestellt wurde.
In den kommenden Jahren möchte das Start-up Quaise, eine Ausgründung des Massachusetts Institute of Technology (MIT), diesen Rekord deutlich übertreffen. Die geplante Bohrung soll bis zu 20.000 Meter unter die Erdoberfläche reichen, um dort gespeicherte Erdwärme nutzbar zu machen. Anschließend soll die geothermische Energie einem großen Teil der Bevölkerungszahl zugänglich gemacht, um weniger von fossilen Energiequellen abhängig zu sein.
Wie das Magazin ScienceAlert berichtet, hat das Unternehmen für die Rekordbohrung eine neue Technologie entwickelt. Normale Bohrgeräte können solche Tiefen nicht erreichen, weil der Druck und Temperaturen von mehr als 180 Grad Celsius die konventionelle Technik zerstören.
Dieses Problem möchte das Unternehmen durch rotierende Bohrköpfe lösen, die in weicheren Schichten das Bohrloch vorantreiben. In den tieferen Schichten soll dann eine hochfrequente Mikrowellentechnologie zum Einsatz kommen. Geplant sind zum Erreichen der maximalen Bohrtiefe lediglich hundert Tage. Zudem sollen mehrere Löcher auf der Erde verteilt entstehen.
Bisher hat das Start-up Quaise für sein Projekt Finanzierungskapital in Höhe von 63 Millionen US-Dollar erhalten. Das Bohrsystem soll im Jahr 2024 vorgestellt werden. Ab 2028 sollen dann alte Kohlekraftwerke so umgerüstet werden, dass diese mit der geothermischen Energie Strom produzieren können.