D. Lenz
Unter dem Eis der Antarktis haben Geologen 91 bisher unbekannte subglaziale Vulkane von bis zu 4.000 Metern Höhe entdeckt. Ob die Vulkane noch aktiv sind, ist bisher noch völlig unklar.
Edinburgh (Schottland). Unter dem dicken Eis der Antarktis haben schottische Geologen eines der größten Vulkangebiete dieser Erde entdeckt. Die Vulkane liegen in der Westantarktis und konnten mit Hilfe von Radarmessungen, früheren Studien und Satellitenaufnahmen ausfindig gemacht werden. Die Geologen stießen so auf insgesamt 138 Vulkane, von denen 91 bisher unbekannt waren. Der höchste der neuentdeckten Vulkane ragt fast 4.000 Meter in die Höhe, der kleinste immerhin noch knapp 100 Meter. Alle Vulkane liegen stellenweise unter einer bis zu vier Kilometer dicken Eisschicht verborgen.
Nach Angaben der Geologen könnte die Westantarktis sogar die Region um den ostafrikanischen Grabenbruch in den Schatten stellen. Dieser zählt bisher als dichtestes Vulkangebiet unseres Planeten.
Sollte einer der Vulkane in der Antarktis ausbrechen, würde es das Eis in der Region weiter destabilisieren, warnt Studienautor Robert Bingham. „Die große Frage ist, wie aktiv sind diese Vulkane? Dies müssen wir jetzt so schnell wie möglich herausfinden.“
In den letzten 20 Jahren sind sieben Schelfeise an in der Antarktis zerfallen bzw. zurückgegangen. So können die Eisströme der Gletscher ungehindert ins Meer fließen, was den Meeresspiegel weiter ansteigen lässt. Erst im Juli 2017 löste sich ein gigantischer Eisberg mit einer Fläche von 5.800 Quadratkilometern ab.
Das jetzt entdeckte subglaziale Vulkangebiet erstreckt sich über 3.500 Kilometer zwischen der Antarktischen Halbinsel und dem Ross-Schelfeis. In dieser Region befindet sich auch der Mount Sidley, der höchste erloschene Vulkan der Antarktis.
Ob die neu entdeckten Vulkane noch aktiv sind oder wie aktiv sie in der Vergangenheit waren, ist derzeit noch völlig unklar. Die Form der Kegel deutet für Geologen aber darauf hin, dass viele der Vulkane erst im Pleistozän oder noch später entstanden sind und nach wie vor aktiv sein könnten.
Die Geologen erklären, dass es theoretisch auch möglich wäre, dass die fortschreitende Eisschmelze in der Region und der damit verbundene geringere Druck auf den Boden die Vulkane aktivieren könne. „Bereits Untersuchungen aus Island zeigen, dass die Dekompression des Erdmantels durch eine dünner und damit leichter werdende Eisschicht zu einer erhöhten Magmaproduktion in der Tiefe führen kann.“
Eine Sonderpublikation der Geological Society of London gab den Forschern der Universität Edinburgh Anlass, nach weiteren Vulkanen in der Antarktis zu suchen: „In den vorliegenden Daten zur Westantarktis fanden wir immer mehr Spuren von Vulkanismus. Also suchten wir weiter. So entdeckten wir fast 100 bisher unbekannte Vulkane unter dem Eis.“