Robert Klatt
Das Enhanced Geothermal System des Start-ups Fervo Energy kann Geothermie in Gegenden nutzen, deren Gestein für normale Geothermiekraftwerke nicht durchlässig genug ist.
Houston (U.S.A.). Geothermie wird in vielen Gegenden zur CO₂-neutralen Produktion von Strom und Wärme verwendet. Obwohl die dazu verwendete Hitze im Erdinneren omnipräsent ist, lässt sich Geothermietechnik nicht an allen Orten nutzen, weil das Gestein nicht durchlässig genug ist, um heißes Wasser aus dem Erdinneren an die Erdoberfläche zu lassen. Die Forschung arbeitet deshalb bereits seit den 1970-er Jahren an Enhanced Geothermal Systemen (EGS), die die Nutzung von Geothermie in Gegenden mit undurchlässigem Gestein ermöglichen sollen.
Die bisher stattgefundenen Pilotprojekte verliefen aber nicht erfolgreich. Nun ist dem Start-up Fervo Energy ein Durchbruch gelungen, der laut dem Unternehmen die kommerzielle Nutzung von EGS möglich macht.
Das EGS-Projekt von Fervo Energy nutzt Bohrtechniken aus der Ölindustrie, darunter Fracking und das horizontale Bohren. Anstatt wie beim Fracking Chemikalien in die Erde zu pumpen, verwendet Fervo Energy jedoch ausschließlich Wasser. Dies gelangt über zwei 2,3 Kilometer tiefe Löcher in den Boden, die durch 990 Meter lange horizontale Bohrungen verbunden sind.
Der hohe Wasserdruck erweitert Hohlräume im Gestein, durch die das Wasser absinkt und dann durch das heiße Gestein erwärmt wird. Anschließend pumpt Fervo Energy das auf 191 Grad Celsius erhitzte Wasser an die Oberfläche, wo es von einer Turbine zur Stromgewinnung verwendet wird.
Bei dem 30-tägigen Pilotprojekt in Nevada wurde eine Durchflussrate von 63 Litern pro Sekunde erzielt. Damit kann ein Kraftwerk mit einer Leistung von 3,5 Megawatt betrieben werden, das rund 2.600 Haushalte in den U.S.A. mit Strom versorgen kann.
Laut Bloomberg handelt es sich sowohl bei der Durchflussrate als auch der erzeugten Energie bei einem EGS um Rekordwerte. Zudem konnte Fervo Energy erstmals demonstrieren, dass die Technik ausreichend Leistung für die industrielle Anwendung bietet.
Nun möchte das Unternehmen ein Kraftwerk auf Basis des EGS in Utah errichtet. Dieses soll bis 2028 eine Leistung von 400 Megawatt haben und etwa 300.000 Haushalte mit Strom versorgen. Das bereits errichtete Kraftwerk in Nevada soll bis Ende des Jahres an das Stromnetz angeschlossen werden.