Robert Klatt
Seismische Messungen haben ein gigantisches Methan- und CO2-Gasreservoir unterhalb des Meeresbodens vor Japan aufgedeckt, das als Erdgasquelle dienen könnte. Eine plötzliche Öffnung zum Beispiel durch ein Erdbeben könnte verheerende Folgen haben und das klimaschädliche Gas unkontrolliert in die Atmosphäre freisetzen.
Fukuoka (Japan). Das Methan und andere Gase in großen Mengen unterhalb des Meeresbodens vorkommen ist der Wissenschaft seit langem bekannt. Besonders unter Berücksichtigung des enthaltenden Klimawandels ist es jedoch problematisch, dass wie kürzlich eine Studie zeigte Methan in großen Mengen an die Oberfläche und von dort in die Atmosphäre gelangt. Neben dem Meeresboden sind außerdem große Vorkommen des Treibhausgases im Eis der Antarktis und Arktis vorhanden, die bei einem Abschmelzen freigesetzt werden würden. Theorien gehen davon aus, dass Bakterien, die im Meeresboden leben das Methan erzeugen.
Wissenschaftler der Kyushu Universität haben nun laut einer Veröffentlichung im Fachmagazin Geophysical Research Letters mithilfe von seismischer Durchleuchtung im Okinawa Becken zwischen Japan und China ein großes Gasreservoir entdeckt, das mit den Klimagasen CO2 und Methan gefüllt ist.
Es handelt sich dabei um eine tektonischen Riftzone, also ein Gebiet der Erdkruste in dem neues Material aus dem Erdmantel an die Oberfläche aufsteigt. Die seismischen Messungen deckten dabei eine etwa 6,5 Kilometer lange Zone auf, die etwa 1,5 Kilometer unterhalb des Meeres liegt. Aufgrund der starken Verlangsamung der seismischen Wellen ist es laut den Wissenschaftlern sehr wahrscheinlich, dass es sich dabei um einen Hohlraum im Gestein handelt, der mit Gas gefüllt ist.
Andri Hendriyana, Co-Autor der Studie erklärt, dass „Seismische Druckwellen durch Gase langsamer als durch Feststoffe wandern.“ Da „solche Bereiche langsamer Wellenausbreitung in der Mitte des Okinawa-Beckens gefunden wurden spricht dies laut dem Geowissenschaftler für gasgefüllte Bereiche.
Bisher waren solche Gasreservoire in Riftzonen in der Geologie eine Seltenheit. Dies liegt daran, dass in den Bruchstellen der Erde zwar oft Magma an die Oberfläche tritt, das auch Methan und andere Gase enthält, diese aber im Normalfall kurzfristig entweichen und keine Lagerstätten bilden. Das nun entdeckte Gasvorkommen ist vermutlich entstanden, weil die dort vorkommenden Gesteine einen Aufstieg an die Oberfläche verhindern.
Laut Takeshi Tsuji, Co-Autor der Studie „sind Zonen wie die, die sie untersucht haben, entlang von Riftzonen nicht selten.“ Die Wissenschaftler vermuten deshalb, dass ähnliche Gasreservoire auch in anderen Back-arc-Becken weltweit vorkommen.
Schätzungen der Wissenschaftler gehen davon aus, dass allein das Gasreservoir im Okinawa Becken etwa 90 Millionen Tonnen CO2 und Methan enthält. Sollte es sich dabei überwiegend um Methan handeln, könnte das Gasreservoir unterhalb des Meeres zur Gewinnung von Erdgas genutzt werden und laut den Wissenschaftlern eine „signifikante natürliche Ressource darstellen.“
Ein unkontrolliertes Entleeren, das zum Beispiel durch ein Erdbeben ausgelöst werden könnte, stellt jedoch auch ein großes Risiko da. Tsuji erklärt daher, dass „solche großen Gasreservoire entlang von Riftzonen eine weitere Quelle von Treibhausgasen sein könnten, die wir im Auge behalten müssen.“
Geophysical Research Letters, doi: 10.1029/2019GL083065