Robert Klatt
Die hohe Grundwasserentnahme durch den Menschen führt zu einem Rückgang der natürlichen Grundwasserspeicher. Die Politik sollte das Wassermanagement deshalb stärker regulieren, um drohende Mangellagen zu verhindern.
Santa Barbara (U.S.A.). Die Menschheit nutzt in vielen Regionen der Erde das Grundwasser intensiv. Eine Studie der Seoul National University zeigte kürzlich, dass die hohe Grundwasserentnahme in den letzten Jahrzehnten die Erdachse, die die Masse des gesamten Planeten besitzt, verschoben hat. Forscher der University of California, Santa Barbara (UCSB) um Scott Jasechko haben nun untersucht, wie die starke Entnahme die Grundwasserspeicher beeinflusst.
In der Forschung werden die Grundwasserpegel meistens lediglich anhand von Satellitendaten geschätzt. Die nun im Fachmagazin Nature publizierte Studie basiert hingegen auf Daten von 170.000 Meldestellen, die den Wasserstand in Aquiferen deutlich genauer zeigen. Laut den Messdaten sinken die Pegel der Grundwasserreservoire in mehr als einem Drittel der 40 untersuchten Länder (36 %) um 10 Zentimeter pro Jahr. In einem Teil der Länder (12 %) gehen die Pegel sogar um mehr als 50 Zentimeter pro Jahr zurück. In Deutschland liegt der Rückgang der Grundwasserpegel im Mittel bei 25 Zentimetern jährlich.
Die Studie zeigt zudem, dass der Rückgang der Wasserpegel in vielen Aquiferen nicht konstant ist, sondern von Jahr zu Jahr zunimmt. Ein Abgleich der aktuellen Daten mit historischen Daten aus den Jahren 1980 bis 2020 zeigt, dass die Erschöpfung bei vielen Grundwasserspeichern (30 %) sich beschleunigt hat.
Ein Großteil des entnommenen Grundwassers (75 %) wird für die Bewässerung von Feldern verwendet. Sollte diese Entwicklung anhalten, würden viele unterirdische Wasserspeicher bis zum Jahr 2100 um 93 Meter sinken. Dies gefährdet nicht nur die Versorgung der landwirtschaftlichen Betriebe und der menschlichen Siedlungen, sondern kann auch ganze Ökosysteme zerstören.
Laut den Studiendaten können sich Aquifere erholen. Die Pegel einiger Grundwasserspeicher (6 %) steigen jährlich um zehn Zentimetern, einige (1 %) sogar um einen halben Meter. Damit die Aquifere sich erholen können, muss die Wasserverschwendung und die daraus resultierende Grundwasserentnahme aber deutlich reduziert werden. Laut Donald John MacAllister vom British Geological Survey (BGS) sollte die Politik sich deshalb verstärkt mit dem Wassermanagement beschäftigen.
„Angesichts der Bedeutung des Grundwassers als Klimapuffer und widerstandsfähige Wasserressource sind diese Ergebnisse eine rechtzeitige Warnung, da sich die Welt auf einen Temperaturanstieg von 1,5 Grad Celsius oder mehr vorbereitet. Mit rechtzeitigem Grundwassermanagement könnte man sich dafür wappnen.“
Nature, doi: 10.1038/s41586-023-06879-8