Robert Klatt
Im vergangenen Jahrtausend kam es in einer der niederschlagsreichsten Regionen der Erde zu Trockenperioden, die Jahrzehnte andauerten.
Innsbruck (Österreich). In der indischen Region Meghalaya fallen im Durchschnitt pro Jahr etwa elf Meter Regen. Das entspricht der zwanzigfachen Niederschlagsmenge von Wien. Ein Großteil des Regens entfällt auf den indischen Sommermonsun, der von der feuchten Luft vom Indischen Ozean gespeist wird und dann am Himalaya-Gebirge abregnet. Gäbe es den Sommermonsun nicht, würde es in Indien zu Hungersnöten und politischen Umwälzungen kommen.
Eine Studie der Universität Innsbruck zeigt nun jedoch, dass der indische Sommermonsun deutlich wandlungsfähiger ist als die Wissenschaft bisher angenommen hat. Laut der Publikation im Fachmagazin PNAS haben die Forscher um Christoph Spötl vom Institut für Geologie dies anhand von historischen Wetterdaten und über die Untersuchung von Tropfsteinhöhlen herausgefunden.
Die Forscher haben dazu aus der Mawmluh-Höhle zwei Tropfsteine (Stalagmiten) geborgen. Über eine Analyse der Stalagmiten konnte sie gemeinsam mit Wissenschaftlern der Xi’an Jiaotong Universität in China das Paläo-Klima in der Region Meghalaya rekonstruieren, also eine Zeit, in es noch keine detaillierten Wetteraufzeichnungen gab.
Zudem konnten sie Wetteraufzeichnungen ab 1871 untersuchen, die die Kolonialmacht Großbritannien in der Region einführte. Während der Wetteraufzeichnungen war der Monsun recht stabil. Es kam also nur zu geringen Schwankungen bei den Niederschlagsmengen und die Landwirtschaft hatte stets ausreichend Wasser zur Verfügung.
Historische Dokumente belegen jedoch, dass es vor 1871 in Meghalaya Hungersnöte gab, weil der Monsun ausblieb. Die Sauerstoffisotopen aus den Höhlenablagerungen ermöglichen es den Forschern, die einstige Niederschlagsmengen zu rekonstruieren. Sie konnten so ermitteln, wann Trockenperioden mit geringen landwirtschaftlichen Erträgen aufgetreten sind.
Laut den Autoren ergab die moderne Analysemethode, dass in Meghalaya Megadürren auftraten, die mehrere Jahrzehnte anhielten. Der rekonstruierte Zeitpunkt dieser Trockenperioden ist deckungsgleich mit den überlieferten Hungersnöten. Zuletzt gab es eine solche Megadürre um das Jahr 1800. Zudem traten Megadürren um 1300, 1400 und 1600 auf. Teilweise bliebt der Monsun in diesen Perioden komplett aus.
PNAS, doi: 10.1073/pnas.2207487119