Robert Klatt
In Grönland hat ein großer Bergsturz einen Megatsunami mit einer 200 Metern hohen Welle verursacht. Durch den Klimawandel wird es in Zukunft öfter zu solchen Ereignissen kommen.
Potsdam (Deutschland). Am 16. September 2023 hat eine Welle mit einer Höhe von 200 Metern einen Fjord an der Ostküste von Grönland getroffen. Forscher des Helmholtz-Zentrums Potsdam – Deutsches GeoForschungsZentrum (GFZ) um Angela Carrillo Ponce haben nun im Fachmagazin The Seismic Record eine Studie publiziert, die die Monsterwelle im Detail untersucht hat. Die Wissenschaftler haben dazu seismischen Signale aus Erdbebenmessstationen analysiert, laut denen der Megatsunami eine stehende Welle ausgelöst hat, die über eine Woche in der schmale Bucht des Dickson Fjordes hin- und hergeschwappt ist.
Die Studie zeigt, dass der Tsunami durch einen Hangrutschung verursacht wurde, der so stark war, dass ihn selbst Erdbebenmessstationen in rund 5.000 Kilometern Entfernung registriert haben. Zudem wurden langperiodische Schwingung über einen Zeitraum von mehr als einer Woche von Seismometern dokumentiert.
„Allein schon die Tatsache, dass das Signal einer durch einen Bergsturz ausgelösten hin und her schwappenden Welle in einem abgelegenen Gebiet Grönlands weltweit und über eine Woche lang beobachtet werden kann, ist aufregend. Deshalb hat uns in der Seismologie dieses Signal am meisten beschäftigt.“
Laut den analysierten seismischen Signalen hat der Bergsturz zunächst eine Riesenwelle verursacht, die sich durch den Dickson Fjord bis zur 50 Kilometer entfernten Insel Ella ausgebreitet hat. Die Wellenhöhe lag unmittelbar am Ort des Bergsturzes bei rund 200 Metern und entlang der Küste im Mittel bei 60 Metern. Weil die Welle von den steilen Ufern des Fjordes zurückschwappte, bildete sich im Fjord eine stehende Welle mit einer Höhe eines Meters, die für über eine Woche bestand. In der Forschung sind solche stehenden Wellen bereits seit Langem bekannt. Normalerweise entstehen sie durch große, abbrechende Gletscherkanten.
„In unserem Fall haben wir ebenfalls eine langperiodische Schwingung registriert. Das Ungewöhnliche daran war die lange Dauer.“
Neben den seismischen Signalen, die von Messdaten in Deutschland, Alaska und anderen Regionen Nordamerikas aufgezeichnet wurden, belegen auch Satellitenbilder, dass der Bergsturz den Megatsunami ausgelöst hat.
Laut den Forschern ist es sehr wahrscheinlich, dass der Klimawandel in Zukunft das Auftreten solcher Megatsunamis deutlich erhöhen wird. Durch den Klimawandel beschleunigt sich das Abtauen der Gletscher und es kommt öfter zu Bergstürzen und abbrechenden Gletscherkanten, die große Wellen verursachen.
The Seismic Record, doi: 10.1785/0320240013