Robert Klatt
Wenn die 1,5 Grad Celsius Grenze des Pariser Klimaabkommens gebrochen wird, steigt der Meeresspiegel dauerhaft an. Der Prozess kann auch dann nicht umgekehrt werden, wenn die Temperatur infolge negativer Netto-CO₂-Emissionen wieder sinkt.
Laxenburg (Österreich). Wissenschaftler des International Institute for Applied Systems Analysis (IIASA) haben im Rahmen eines dreieinhalbjährigen Projekts, das vom Innovationsfonds HORIZON2020 finanziert wurde, erforscht, welche Auswirkungen ein zeitweises Überschreiten der globalen Mitteltemperatur um 1,5 Grad Celsius oberhalb der Grenze des Pariser Klimaabkommens und eine abschließende Senkung der Temperatur durch negative Netto-CO₂-Emissionen auf die Erde hätte.
Laut der nun im Fachmagazin Nature publizierten Ergebnisse würde der Klimawandel und die daraus resultierende kurzzeitige Überschreitung der 1,5 Grad Celsius Grenze irreversible Schäden verursachen, darunter ein dauerhafter des Meeresspiegels und andere Schäden, die am Höhepunkt der Erwärmung auftreten.
„Diese Arbeit räumt mit der Vorstellung auf, dass eine Überschreitung ein ähnliches Klimaergebnis liefern könnte wie eine Zukunft, in der wir früher gehandelt hätten, um die Erwärmung auf maximal 1,5 Grad Celsius begrenzen.“
Wie Carl-Friedrich Schleussner erklärt, zeigen die Studienergebnisse klar, dass die Menschheit sich aktuell in einem entscheidenden Jahrzehnt befindet. Der Klimawandel und die durch ihn entstehenden Schäden können nur noch begrenzt werden, wenn die CO₂-Konzentration in der Atmosphäre, die seit 2004 um mehr als zehn Prozent zugenommen hat, zeitnah reduziert wird.
Laut den Berechnungen des IIASA haben auch negative Nettoemissionen, die die Erwärmung der Erde erst dann stoppen, wenn die 1,5 Celsius Grenze bereits übertroffen wurde, positive Auswirkungen, obwohl sie die Schäden nicht komplett rückgängig machen würden. Ein langfristiger Temperaturabfall könnte in diesem Szenario den Meeresspiegelanstieg im Vergleich zu einem Szenario mit gleichbleibenden Temperaturen bis 2300 um etwa 40 cm reduzieren.
„Solange wir das Netto-Null-Ziel nicht erreichen, wird die Erwärmung anhalten. Je früher wir bei Netto-Null sind, desto niedriger wird die maximale Erwärmung und desto geringer sind die Risiken irreversibler Schäden. Dies unterstreicht die Bedeutung, dass Länder rechtzeitig vor dem nächsten Klimagipfel in Brasilien neue, ehrgeizige Reduktionsziele, sogenannte Nationally Determined Contributions (NDCs), einreichen.“
Laut der Studie ist eine Begrenzung der Erderwärmung auf die im Pariser Klimaabkommen definierte Grenze noch immer möglich. Dazu müssen die CO₂-Emissionen jedoch zeitnah stark reduziert werden und es müssen skalierbare und ökologisch sinnvolle Technologien zur CO₂-Entfernung aus der Atmosphäre eingeführt werden.
„Es lässt sich nicht ausschließen, dass große Mengen an Netto-Emissionsreduktionen notwendig werden. Daher müssen wir unsere verbleibenden Emissionen minimieren. Wir dürfen die CO₂-Entfernung nicht dafür vergeuden, Emissionen auszugleichen, die wir vermeiden könnten.“
Nature, doi: 10.1038/s41586-024-08020-9