Torfschichten analysiert

Meeresspiegel stieg nach der letzten Eiszeit um 38 Meter

 Robert Klatt

Meeresspiegel steigt durch Klimawandel schnell an )kcotS ebodAtratarum(Foto: © 

Die Meeresspiegel sind nach dem Ende der letzten Eiszeit stark angestiegen. Eine neue geologische Analyse zeigt nun erstmals, wie stark und schnell die Zunahme vor 11.700 Jahren genau ablief. Die Daten haben angesichts des Klimawandels auch für aktuelle politische Entscheidungen eine hohe Relevanz.

Utrecht (Niederlande). Es ist seit Langem bekannt, dass nach dem Ende der letzten Eiszeit im frühen Holozän die globalen Meeresspiegel signifikant angestiegen sind, weil das Klima wärmer wurde und die gigantischen Eisschilde über Nordamerika und Europa geschmolzen sind. Die Wissenschaft hatte bisher aber noch keine genauen geologischen Daten dazu, wie stark und schnell die Meeresspiegel vor rund 11.700 Jahren zugenommen haben.

Forscher von Deltares haben deshalb einen bisher einzigartigen Datensatzes aus der Nordseeregion analysiert. Laut der Publikation im Fachmagazin Nature haben sie dazu versunkene Torfschichten untersucht, diese mit modernen Methoden exakt datiert und anschließend die Daten in ein neues Modell eingefügt. Sie haben so bestimmt, dass der globale Meeresspiegel in zwei Phasen des frühen Holozäns jeweils um über einen Meter pro Jahrhundert gestiegen ist. Der aktuelle Meeresspiegelanstieg in den Niederlanden liegt bei rund 30 Zentimetern pro Jahrhundert.

Gesamthöhe des Meeresspiegelanstiegs

Die neuen geologischen Untersuchungen zeigen zudem, dass der Meeresspiegelanstieg insgesamt um 38 Meter angestiegen ist. Die zuvor erstellten Berechnungen reichten von 32 bis 55 Meter.

Laut den Forschern liefert die Studie nicht nur neue Erkenntnisse zur Erdgeschichte, sondern kann auch bei politischen Entscheidungsprozessen helfen. Sie ist angesichts der aktuell schnell ablaufenden Eisschmelze durch den menschengemachten Klimawandel von hoher Bedeutung.

„Mit dieser bahnbrechenden Forschung haben wir einen wichtigen Schritt hin zu einem besseren Verständnis des Meeresspiegelanstiegs nach der letzten Eiszeit gemacht. Dank der detaillierten Daten aus der Nordsee können wir die komplexe Wechselwirkung zwischen Eisschilden, Klima und Meeresspiegel nun deutlich besser nachvollziehen. Das liefert wertvolle Einsichten sowohl für die Wissenschaft als auch für die Politik, um sich besser auf die Folgen des heutigen Klimawandels vorzubereiten – zum Beispiel durch gezielte Maßnahmen zur Klimaanpassung.“

Das Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) nutzt Klimamodelle, die davon ausgehen, dass der Meeresspiegel bis 2300 je nach Szenario um mehrere Meter steigen könnte. Die Folgen davon wären deutlich größer als im Holozän, weil sich seitdem in den Küstenregionen mehrere Milliarden Menschen angesiedelt haben und dort bedeutende Infrastrukturen, Städte und Wirtschaftszentren errichtet wurden.

Nature, doi: 10.1038/s41586-025-08769-7

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