Robert Klatt
Es wurde bisher vermutet, dass die Umlaufbahn der Erde um die Sonne den Zyklus der Eis- und Warmzeiten steuert. Eine neue Analyse hat diesen Zusammenhang nun erstmals bestätigt. Laut dem entdeckten Muster würde die nächste Kaltzeit in 10.000 Jahren beginnen, wenn es den Klimawandel nicht gäbe.
Cardiff (Wales). In der Forschung ist es seit langem bekannt, dass das aktuelle Eiszeitalter mit der Erdbahn zusammenhängt. Die orbitalen Parameter, die auf der Erde für den Beginn und das Ende von Eiszeitzyklen entscheidend sind, konnten bisher aber noch nicht identifiziert werden, unter anderem deshalb, weil es komplex ist, die Zeiträume von vergangenen Eiszeiten exakt zu bestimmen.
Forscher der Universität Cardiff haben nun eine Studie publiziert, laut der sie mehrere Eiszeiten exakt datieren konnten. Laut ihrer Veröffentlichung im Fachmagazin Science haben sie dazu eine Analyse von Temperaturen in tiefen Wasserschichten und Messdaten zur Ausdehnung der Eisschilde erstellt. Sie konnten so Veränderungen in der Erdbahn identifizieren, die vor einer Eiszeit auftreten und vor dem Ende einer Eiszeit.
„Wir waren erstaunt, ein so deutliches Muster der verschiedenen Orbitalparameter im Klimadatensatz zu finden.“
Das entdeckte Veränderungsmuster in der Umlaufbahn der Erde um die Sonne hat demnach in den letzten 2,5 Millionen Jahren der Erdgeschichte den Wechsel zwischen Eis- und Warmzeiten ausgelöst. Laut den Wissenschaftlern stimmt das Muster der orbitalen Veränderungen exakt mit den bekannten Eis- und Warmzeiten der jüngeren Klimageschichte überein. Sie sind deshalb überrascht darüber, dass es noch nicht vorher entdeckt wurde.
„Das von uns gefundene Muster ist so reproduzierbar, dass wir eine genaue Vorhersage treffen konnten, wann jede Warmzeit der letzten Million Jahre eintrat und wie lange sie andauerte.“
Laut den Wissenschaftlern ist diese Entdeckung von hoher Bedeutung, weil sie eine genaue Prognose der kommenden Klimazyklen ermöglicht.
„Dies ist wichtig, weil es bestätigt, dass die natürlichen Klimazyklen der Erde über Zehntausende von Jahren weitgehend vorhersehbar sind und nicht zufällig oder chaotisch.“
Die nächste Eiszeit auf der Erde würde laut dem entdeckten Muster in rund 10.000 Jahren beginnen. Aufgrund des Klimawandels und der hohen menschlichen CO₂-Emissionen ist es jedoch wahrscheinlich, dass der bereits seit Millionen von Jahren andauerte Zyklus durchbrochen wird.
„Unsere Emissionen haben das Klima bereits von seinem natürlichen Kurs abgebracht, mit langfristigen Folgen für die Zukunft.“
In einer kommenden Studie möchten die Wissenschaftler auf Basis ihrer Erkenntnisse eine Basislinie des natürlichen Erdklimas für die nächsten 10.000 bis 20.000 Jahre erstellen. Diese soll in Kombination mit Klimamodellen dabei helfen, die Auswirkungen des menschengemachten Klimawandels noch genauer bestimmen zu können.
„Jetzt, da wir wissen, dass das Klima über diese langen Zeiträume weitgehend vorhersehbar ist, können wir vergangene Veränderungen nutzen, um zu verstehen, was in einer Zukunft ohne menschlichen Einfluss passiert wäre.“
Science, doi: 10.1126/science.adp3491