Robert Klatt
Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) hat eine neue Karte veröffentlicht, die die Belastung mit dem radioaktiven Gas Radon in Deutschland zeigt.
Salzgitter (Deutschland). Beim natürlichen Zerfall von Uran und Thorium im Untergrundgestein entsteht das radioaktive Gas Radon. In Deutschland ist dies vor allem in den Mittelgebirgen der Fall, wo viel stärker uranhaltiges Gestein vorkommt. Wenn das Radon aus dem Boden aufsteigt, kann es in Gebäude eindringen und sich dort ansammeln. Menschen, die sich länger in Räumen mit erhöhter Radonbelastung aufhalten, haben ein deutlich höheres Risiko an Lungenkrebs zu erkranken.
Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) veröffentlicht deshalb Karten, die die potenzielle Radonbelastung in Boden und Gebäuden zeigt. Dazu verfügt die Behörde über Sensoren an etwa 6.300 Messpunkten. Diese ermitteln die Radon-Konzentration im Boden sowie dessen Gasdurchlässigkeit. Die nun erschienen neue Karte des Radonbelastung basiert auf Messdaten der Jahre 1992 bis 2020 sowie auf Informationen über das Klima, die Geologie und die Bodeneigenschaften.
Laut dem BfS konnte so eine Karte erstellt werden, die die Radon-Konzentration in einem Meter Tiefe und in der Bodenluft mit einer Auflösung von Kilometer zeigt. Dies ist deutlich genauer als zuvor. Laut den beteiligten Experten entsprechen die Werte der Karte mit 90-prozentiger Wahrscheinlichkeit den tatsächlichen Werten oder liegen darunter. Das Risiko dafür, dass die tatsächliche Belastung höher ist als die Werte der Karte zeigen, liegt somit bei nur 10 Prozent.
Außerdem hat das BfS eine zweite Karte veröffentlicht, die das sogenannte Radon-Potenzial zeigt. Es handelt sich dabei um den Wert, wie viel Radon aus dem Boden potenziell in Gebäude gelangt. Abhängig ist das Radon-Potenzial vom Radongehalt des Bodens sowie von dessen Gasdurchlässigkeit. Die Gasdurchlässigkeit ist wiederum abhängig von den geologischen Eigenschaften des Untergrunds.
Zusätzlich haben die Wissenschaftler des BfS eine Methode entwickelt, mit der das Radon-Potenzial für Regionen zwischen zwei Messpunkten ermittelt werden kann. Sie kombinieren dazu die vorhandenen Messwerte anhand ihrer Geologie zu Klassen. Mit Methoden des maschinellen Lernens und Simulationen konnten aus diesen Werten Muster ermittelt werden, mit denen das Radon-Potenzial für Gebiete mit ähnlichen geologischen Eigenschaften berechnet werden kann.
Die Ersteller der Karte betonen jedoch, dass Radon-Messungen weiterhin nötig, um die genaue Belastung eines Grundstücks oder eines Gebäudes zu ermitteln. Die Karte ist somit nur ein Indiz dafür, ob eine solche Messung sinnvoll ist oder nicht, kann aber keine exakten Daten über die kleinräumige Belastung liefern.