Robert Klatt
Bisher waren weltweit nur sechs Lavaseen bekannt. Satellitenbilder haben nun unter dem Eis der Antarktis einen siebten bis zu 419 Grad Celsius heißen See entdeckt.
Washington (U.S.A). Wissenschaftler der NASA haben auf Satellitenbildern im Vulkan Mount Michael in der Antarktis einen von Eis umgebenen See aus Lava gefunden. Erste Hinweise auf die Existenz dieses seltenen Naturphänomens gab es bereits seit den Neunzigerjahren, als Satellitenaufnahmen Temperaturanomalin am Mount Michael zeigten. Aufgrund der schlechten Auflösung der verwendeten Kameras konnte der Ursprung damals aber noch nicht aufgedeckt werden.
Durch die Lage des aktiven Vulkans auf den britischen South Sandwich Inseln, die zu denen am schwersten erreichbaren Gegenden der Erde gehören, konnte das tatsächliche Vorhandensein des Lavasees erst jetzt belegt werden. Der neuentdeckte Lavasee gehört nach dem derzeitigen Kenntnisstand der Wissenschaft damit zu den insgesamt nur sieben vorhandenen Lavaseen auf der Erde.
Auch mit aktuellen Kameras ist die Beobachtung von Kratern aus dem Weltraum nur schwer möglich, da oft vulkanische Asche und Wolken eine klare Sicht verhindern. Während eines kurzen Zeitraums im vergangenen Jahr hatet ein Satellit der NASA jedoch einen ungetrübten Blick, der es ermöglichte drei hochauflösende Aufnahmen des Kraters anzufertigen. Um die Temperaturunterschiede sichtbar zu machen, hat der Satellit Landsat 8 für die Fotos nicht das komplette Lichtspektrum genutzt, sondern lediglich das kurzwellige Infrarotlicht.
Das überwiegende Rot des Bildes zeigt den Schnee, das Kraterinnere leuchtet blau und die Wollen werden grau dargestellt. Eine Analyse der Aufnahmen zeigt, dass die hellblauen Bereiche des Kraters zwischen 284 und 419 Grad Celsius heiß sind. Die Wissenschaftler vermuten, dass unterhalb der sichtbaren Lava nicht deutlich heißere Schichten vorhanden sind. Anhand der Aufnahmen kann die Breite des Sees auf etwa 110 Meter geschätzt werden. Die Fläche von etwa 10.000 Quadratmetern entspricht etwa acht olympischen Schwimmbecken.
Neben dem Lavasee auf den South Sandwich Inseln wurden zuvor bereits folgende Lavaseen entdeckt:
Außerdem gibt es unterhalb der Eisdecke der Antarktis noch mindestens 91 weitere Vulkane, die 2017 anhand von Radarsignalen entdeckt wurden. Durch die enorme Dicke der Eisschicht lässt sich jedoch nicht bestimmen, ob diese Vulkane aktiv sind, da eventuelle Eruptionen an der Oberfläche nicht zu sehen wären. Die Wissenschaftler warnen jedoch davor, dass der Druck durch die schwindende Eisschicht sinkt und dass dadurch die Vulkane wieder aktiv werden könnten. Austretende Lava würde dann dafür sorgen, dass die Stabilität der Eisdecke gefährdet wird.