Robert Klatt
Das Start-up Quaise Energy möchte mit einer neuen Technik das tiefste Loch der Erde bohren. Dies soll die Tiefengeothermie nutzbar machen, die sich zur Produktion von sauberem Grundlaststrom eignet.
Cambridge (U.S.A.). Das große Potenzial der Erdwärme (Geothermie) wird bisher kaum zum Heizen von Gebäuden und zur Stromproduktion genutzt. Herkömmliche Wärmepumpen nutzen meistens Löcher mit einer Maximaltiefe von lediglich 100 Metern. Das Start-up Quaise Energy, eine Ausgründung des Massachusetts Institute of Technology (MIT), möchte dies ändern und arbeitet deshalb seit mehreren Jahren an neuen Bohr- und Erschließungsmethoden für die sogenannte Tiefengeothermie, die Erdwärme aus tiefen Bodenschichten nutzt.
Im März 2022 hat das Unternehmen angekündigt, das tiefste Loch der Erde bohren zu wollen. Dieses soll eine Tiefe von etwa 20.000 Metern erreichen. Die bisher tiefste Bohrung der Erde auf der Halbinsel Kola hat 1989 eine Tiefe von 12.262 Metern erreicht. Um die extreme Tiefe zu erreichen, erforscht das Unternehmen eine neue Bohrtechnik. Die sogenannte hochfrequentierte Mikrowellentechnologie bohrt Gestein nicht nur mechanisch, sondern schmilzt und verdampft den Boden.
Bei der Tiefengeothermie wird heißes Wasser oder heißer Dampf aus Gesteinsschichten verwendet, um Generatoren zur Stromproduktion anzutreiben. Weil die gewonnene Energie im Gegensatz zu anderen nachhaltigen Energiequellen wie Wind-, Wasser- und Solarkraft nicht schwankt, eignet sich die Tiefengeothermie laut Quaise Energy zur Produktion von sauberem Grundlaststrom.
Zudem benötigt Tiefengeothermie unter ein Prozent der Rohstoffe und Flächen anderer erneuerbarer Energiequellen. Das Unternehmen bezeichnet die Tiefengeothermie deshalb als einzige Option für eine nachhaltige Energiewende.
„Tiefgeothermie-Kraftwerke können 10-mal mehr Energie erzeugen als herkömmliche geothermische Ressourcen, rund um die Uhr Grundlaststrom liefern und einen fast universellen Zugang zu sauberer Energie auf einer kleinen Landfläche ermöglichen.“
Laut einer Pressemitteilung konnte Quaise Energy kürzlich neue Investoren gewinnen, darunter Mitsubishi, das laut dem Manager Toshiaki Nobuhara daran glaubt, dass die Tiefengeothermie es der Menschheit ermöglichen wird, klimaneutral zu werden.
„Die Welt braucht mehr denn je bahnbrechende Technologien, die reichlich CO2-freie Wärme und Strom liefern können, um bis 2050 CO2-neutral zu werden. Wir glauben, dass Tiefengeothermie großes Potenzial hat, eine dieser Technologien zu werden. Wir fühlen uns geehrt und freuen uns, Quaise auf seinem Weg zur Verwirklichung tiefer Geothermie zu begleiten.“
Die neuen Finanzmittel in Höhe von 21 Millionen US-Dollar möchte das Unternehmen zur Erprobung und Weiterentwicklung der Bohrmethoden an neuen Standorten nutzen. Dazu sollen an den Standorten zunächst seismische und magnetische Untersuchungen erfolgen, um zu bestimmen, wo Bohrungen am sinnvollsten sind. Anschließend sollen die ersten kommerziellen Projekte starten.