Robert Klatt
Starke Bodenbewegungen, die in Nordwesteuropa nur in der Eifel beobachtet werden konnten, deuten auf einen aktiven Supervulkan hin. Ob und wann der Vulkan ausbricht, lässt sich aus den Daten der GPS-Messnetze aber nicht ablesen.
Reno (U.S.A.). In Deutschland kam es zuletzt vor etwa 12.000 Jahren in der Eifel zur Eruption eines sogenannten Supervulkans, die rund den halben Kontinent mit einer dichten Aschewolke bedeckte. Die Eifelvulkane gelten seitdem als schlafend. Erste Indizien dafür, dass diese Annahme falsch ist, lieferte das Helmholtz-Zentrum Potsdam – Deutsches GeoForschungsZentrum (GFZ) laut einer im Geophysical Journal International publizierten Studie bereits im Jahr 2019.
Nun haben Wissenschaftler der University of Reno laut einer Mitteilung der Royal Astronomical Society (RAS) erneut Hinweise darauf gefunden, dass die Eifel vulkanisch deutlich aktiver ist, als lange Zeit angenommen wurde. Das Team um Corné Kreemer hat dazu laut der Publikation im Geophysical Journal International den bisher größten Datensatz an GPS-Messungen in Nordwesteuropa ausgewertet. Sie konnten so ermitteln, wie stark sich der Boden in verschiedenen Regionen im Zeitraum von 200 bis 2019 vertikal und horizontal bewegt hat.
Laut Kreemer zeigt die Analyse der Daten, dass „die Eifel das einzige Gebiet in ganz Nordwesteuropa ist, indem sich der Untergrund signifikant stärker bewegt hat als erwartet.“ Die über die GPS-Messnetze aufgezeichnet Bodenhebung im Rheinischen Schiefergebirges und der Eifel kann laut den Wissenschaftlern nicht allein durch ein langsames Zurückfedern der Erdkruste in Folge der letzten Eiszeit erklärt werden. Konkret beträgt die jährliche Erhebung in dieser Region rund einen Millimeter mehr als sie ohne Vulkan könnte.
Zusätzlich zur Erhebung konnten die Wissenschaftler anhand der GPS-Daten auch eine signifikante horizontale Dehnung beobachten, die eine strahlenförmige Verkürzung umgibt. Wie Kreemer erklärt, „zeigt kein anderes Gebiet in Nordwesteuropa eine solche Kombination von signifikanter Hebung und Dehnung.“ Insgesamt erstreckt sich die Anomalie, deren Zentrum in der Eifel liegt bis nach Luxemburg, den Süden der Niederlange und den Osten Belgiens,
Ausgelöst werden die starken Bodenbewegungen laut den Studienautoren durch eine aktive Mantelplume (Mantel-Diapiere) unter der Eifel, die sich zur Oberfläche bewegt. Ein solcher Hotspot besteht aus besonders heißer Magma, die sich dem unteren Erdmantel zur Erdkruste durchbrennt. Die Messungen zeigen also, dass der in der Eifel lange als ruhend geltende Hotspot sehr wahrscheinlich wieder aktiv ist und dass dort Magma aufsteigt. Auch Modellsimulationen, die eine Rekonstruktion der Effekte einer Mantelplume zeigen sollen, bestätigen diese Annahme.
Wie Kreemer konstatiert, „zeigen die Indizien, dass sich unter dem Herzen Nordwesteuropa etwas zusammenbraut und dass ein aufsteigender Mantelplume Untergrundbewegungen und auch die beobachteten Erdbebenmuster erklären könnte.“
Dies bedeutet zwar, dass das vulkanische System des Eifel-Hotspots aktiv ist aber nicht, dass ein Erdbeben oder eine Vulkaneruption unmittelbar oder überhaupt stattfinden muss. Der Wissenschaftler rät deshalb dazu, die Eifel in Zukunft genauer zu überwachen, um „möglichen Risiken besser verstehen und quantifizieren zu können.“
Geophysical Journal International, doi: 10.1093/gji/ggy532
Geophysical Journal International, doi: 10.1093/gji/ggaa227