Robert Klatt
Die Subduktion hat vor etwa 40 Millionen Jahren eine Erdplatte unter das heutige Kanada geschluckt.
Houston (U.S.A.). Die Plattentektonik der Erde unterwirft den Planeten einer ständigen Veränderung. Derzeit entsteht unter anderem im Indischen Ozean ein neuer Kontinent während der afrikanische Kontinent in Kenia auseinanderbricht. Wissenschaftler entdeckten außerdem kürzlich entdeckt, dass es neben den bereits bekannten Kontinenten in der Erdgeschichte noch weitere Kontinente wie Greater Adria gab. Nun haben Geologen der University of Houston auch vor der Westküste Kanadas eine zuvor unbekannte Erdplatte entdeckt.
Laut der im Fachmagazin Geological Society of America Bulletin publizierten Forschungsarbeit ist diese Region einer aktiven Subduktion unterworfen. Dabei wandern ozeanische Krustenplatten in Richtung der nordamerikanische Kontinentalplatte, von der sie beim Aufeinandertreffen in den Erdmantel gedrückt werden. Dabei entstand eine vulkanische Gebirgskette, zu der auch der bekannte Mount St. Helens gehört.
Die Geologie weiß bereits lange, dass die Kula- und die Farallon-Platte vor etwa 75 bis 60 Millionen Jahren in der Cascades-Subduktionszone in die Tiefe gepresst wurden. Bislang war es aber unbekannt, ob neben den zwei kleinen ozeanischen Erdplatten in der Cascades-Subduktionszone noch eine dritte Erdplatte existiert.
Spencer Fuston und John Wu rekonstruierten deshalb mithilfe eines Computermodells, wie die bekannten Erdplatten einst ausgesehen haben könnten und wie sie sich in ihre derzeitige Position bewegt haben. Die Wissenschaftler entfalteten dazu die seismischen Daten der bekannten Plattenreste und stellten so den Zustand, den die Erdplatten vor 60 Millionen Jahren hatten, wieder her.
Die Rekonstruktion bestätigt den bereits angenommen Verlauf der Subduktion für die Farallon- und die Kula-Platte. Auffällig ist dabei eine Lücke, die bisher unbekannt war. Laut Fuston „zeigt die Rekonstruktion zwei Graben-Rücken-Grenzen, die eine zusätzliche Platte einrahmen.“ Die von den Wissenschaftler Resurrection getaufte Erdplatte existierte an der Oberfläche bis vor etwa 40 Millionen Jahren und wurde dann von der Subduktion bewegt.
Heute kann die ozeanische Platte nur noch anhand ihrer halb aufgeschmolzenen erkannt werden, die in 400 bis 600 Kilometer Tiefe unterhalb von Kanada liegen. Laut Fuston und Wu „repräsentiert dieser Yukon-Plattenrest ein thermisch erodiertes Relikt der Resurection-Erdplatte.“
Geological Society of America Bulletin, doi: 10.1130/B35677.1