Sinkende Temperaturen

Was passiert, wenn ein 500 Meter großer Asteroid die Erde trifft?

 Robert Klatt

Asteroid in Anflug auf die Erde )kcotS ebodAsupootohp(Foto: © 

Der Asteroid Bennu könnte bald die Erde treffen. Eine Simulation zeigt nun, welche Auswirkungen eine solche Kollision auf das Leben hätte.

Busan (Südkorea). Die Chance, dass in den kommenden 1.000 Jahren ein „Planetenkillerasteroid“ die Erde trifft, ist laut einer Studie der University of Colorado Boulder (CU Boulder) extrem gering. Bei etwas kleineren Asteroiden ist die Chance eines Einschlags deutlich höher, darunter der Asteroid Bennu, der mit einer Wahrscheinlichkeit von 1 zu 2.700 im September 2182 die Erde treffen könnte.

Forscher des Institute for Basic Science (IBS) haben nun eine Studie publiziert, die untersucht hat, welche Auswirkungen der Einschlag eines solchen, 500 Meter großen Asteroiden hätte. Laut ihrer Publikation im Fachmagazin Science Advances haben sie dazu ein hochmodernes Klimamodell entwickelt, das die Auswirkungen auf die Pflanzen und das Planktonwachstum zeigt. Die Simulation basiert auf der Annahme, dass ein Asteroid wie Bennu in der oberen Atmosphäre hunderte Millionen Tonnen Staubpartikel hinterlassen würde, die die Sonne verdunkeln.

100 bis 400 Millionen Tonnen Staubpartikel

Die Wissenschaftler haben mit dem Hochleistungscomputer Aleph verschiedene Szenarien simuliert, in denen der Asteroid zwischen 100 und 400 Millionen Tonnen Staubpartikel in der Atmosphäre freisetzt. Laut den Simulationen würde die Sonneneinstrahlung in den ersten drei bis vier Jahren durch die Staubpartikel stark sinken. Dadurch würde die globale Temperatur um vier Grad Celsius und die Niederschläge um 15 Prozent zurückgehen, während die UV-Strahlung durch den Ozonabbau um 32 Prozent steigen würde.

„Der abrupte Einschlag-Winter würde extrem ungünstige Bedingungen für das Pflanzenwachstum schaffen. Die Photosynthese auf Land und im Meer könnte um bis zu 30 % einbrechen, was dramatische Folgen für die globale Nahrungsmittelversorgung hätte.“

Unerwartete Reaktion der Meere

In den Meeren würde es hingegen zu einer unerwarteten Reaktion kommen. Die Simulationen zeigen, dass das Planktonwachstum sich bereits sechs Monate nach dem Einschlag des Asteroiden erholen würde und sogar stärker wäre als zuvor.

„Wir konnten diesen Effekt auf die hohe Eisenkonzentration im Staub zurückführen.“

Eisen ist ein essenzieller Nährstoff für Algen, fehlt aber aktuell in vielen Meeresregionen. Der Asteroid würde in der Atmosphäre Eisen freisetzen, das sich dann über die Meere verteilt und dort eine starke Algenblüte auslösen würde. Am stärksten würden davon Kieselalgen profitieren, von denen sich wiederum Zooplankton, die Basis der gesamten marinen Nahrungskette, ernährt.

„Die unerwartete Zunahme von Phytoplankton und Zooplankton könnte sich als Vorteil für die Biosphäre erweisen und die Nahrungsmittelknappheit durch den terrestrischen Ertragsrückgang abmildern.“

In einer weiteren Studie wollen die Forscher untersuchen, wie die menschlichen Populationen auf einen solchen Asteroideneinschlag reagieren würden.

Science Advances, doi: 10.1126/sciadv.adq5399

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