Robert Klatt
Kokain führt zu einer Dopaminausschüttung im Gehirn. Neue Analysen mit dem leistungsfähigsten Mikroskop der Welt zeigen, wie die Droge den Dopamintransporter (DAT) beeinflusst. Das Wissen soll dabei helfen, eine neue Therapiemöglichkeit gegen Kokainsucht zu entwickeln.
Kopenhagen (Dänemark). Dopamintransporter (DAT), ein Protein der Zellmembran, reguliert normalerweise den Dopaminspiegel des Menschen und sorgt damit dafür, dass das Gehirn nicht alle Erfahrung als positiv interpretiert. Wenn Menschen Kokain konsumieren, sorgt die Droge jedoch dafür, dass stetig Dopamin freigesetzt wird und alles, was Menschen tun, von ihnen als großartig empfunden wird.
„Wenn wir etwas als angenehm empfinden, liegt das daran, dass das im Gehirn freigesetzte Dopamin das Belohnungszentrum stimuliert. Die Rolle des Dopamintransporters besteht darin, diesen Prozess zu stoppen, indem er Dopamin entfernt.“
Forscher der University of Copenhagen (KU) um Jeppe Cederholm Nielsen haben nun eine Studie publiziert, die erklärt, wie Kokain auf die unterschiedlichen Transporter im Gehirn einwirkt. Laut ihrer Publikation im Fachmagazin Nature haben die Wissenschaftler den DAT, ein sehr kleines Protein, mit dem leistungsfähigsten Mikroskop der Welt untersucht. Sie konnten so die Struktur der Atome analysieren und die Art der Bindung des Kokains an die DAT erkennen.
„Wir haben herausgefunden, wie Kokain an den Dopamintransporter bindet, ein Protein, das für die Regulierung der Dopaminwerte im Gehirn verantwortlich ist. Was wir gemacht haben, war, die Struktur des Dopamintransporters zu beschreiben, was uns molekulare Einblicke gab, wie er durch Kokain gehemmt wird.“
Neue Therapiemöglichkeiten gegen Kokainsucht
Die neuen Erkenntnisse zu Bindung des Kokains haben die Forscher verwendet, um eine Methode zu entwickeln, die diese Funktion der Droge blockiert. Kokain kann dadurch nicht mehr den Dopaminspiegel erhöhen und verliert seine suchtauslösen Wirkung. In Zukunft möchten die Forscher diesen Wirkmechanismus nutzen, um ein Medikament gegen Kokainsucht zu entwickeln. Aktuell gibt es noch keine Behandlung, die Menschen mit Kokainmissbrauch dabei hilft, ihre Sucht zu beenden.
„Unser Traum ist es, eine medizinische Behandlung für Kokainmissbrauch zu finden. Während immer weniger Menschen generell drogenabhängig sind, werden immer mehr Menschen kokainabhängig. Es ist eine der süchtig machenden Substanzen überhaupt und wird immer erschwinglicher.“
Außerdem denken die Wissenschaftler, dass das neue Wissen über die Funktion des Dopamintransporters der Forschung dabei hilft, Suchmechanismen im Allgemeinen besser zu verstehen. Dies könnte dabei helfen, neben Kokainsucht auch andere Süchte besser zu behandeln, darunter auch nicht stoffgebundene Süchte wie Spielsucht, die ebenfalls die Freisetzung von Dopamin im Gehirn auslösen.
Nature, doi: 10.1038/s41586-024-07804-3