Alterungsprozess des Menschen

70 ist das neue 60: Senioren sind heute fitter als früher

 Robert Klatt

Alterungsprozess des Menschen läuft langsamer )kcotS ebodAoeL(Foto: © 

Senioren sind heute deutlich fitter als gleich alte Menschen aus früheren Generationen. Dies liegt an Verbesserungen in Ernährung, Bildung und Medizin.

New York City (U.S.A.). Es ist seit langem bekannt, dass der Alterungsprozess des Menschen von vielen Faktoren, etwa ausreichend körperliche Aktivität und eine gesunde Ernährung, beeinflusst wird. Forscher der Demografie der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) haben zudem eine Studie publiziert, laut der auch die formale Bildung eines Menschen mitbestimmt, wie lange dieser gesund lebt.

Wissenschaftler der Columbia University haben nun eine Studie veröffentlicht, laut er es deutliche Fortschritte in der allgemeinen Gesundheit von Senioren in England und China im Vergleich zu früheren Generationen gibt. Laut der Publikation im Fachmagazin Nature Aging hat die Studie nicht, wie bei anderen Studien zum Alterungsprozess des Menschen üblich, das Auftreten von Krankheiten untersucht, sondern einen neuen Ansatz verwendet, der die funktionalen Fähigkeiten bewertet, also etwa kognitive, motorische, psychologische und sensorische Fähigkeiten.

Senioren sind körperlich und mental fitter

Die Forscher haben für ihre Studie zunächst Daten der English Longitudinal Study of Aging (ELSA) analysiert, laut denen Senioren in England aktuell sowohl körperlich als auch mental deutlich fitter sind als gleichalte Menschen aus früheren Generationen.

„Diese Fortschritte waren enorm. Ein 68-Jähriger, der 1950 geboren wurde, hatte eine ähnliche Leistungsfähigkeit wie ein 62-Jähriger, der zehn Jahre zuvor geboren wurde. Und Personen, die 1940 geboren wurden, schnitten besser ab als diejenigen, die 1930 oder 1920 geboren wurden.“

Anschließend haben die Forscher Daten der China Health and Retirement Longitudinal Study (CHARLS) analysiert, um zu untersuchen, ob diese Entwicklung auch in anderen Ländern stattfindet. Sie konnten dabei ähnliche Trends wie in England entdecken. Weil der Beobachtungszeit der CHARLS deutlich kürzer ist, sind die Ergebnisse aber noch nicht so aussagekräftig wie die Analyse der ELSA.

Verbesserungen bei Ernährung, Bildung und Co.

Wie die Forscher erklären, hat sich die allgemeine Gesundheit der älteren Menschen verbessert, weil es im 20. Jahrhundert in vielen Bereichen, darunter die Medizin, die Bildung und die Ernährung, deutliche Fortschritte gab. Als Beispiel nennen die Wissenschaftler Gelenkersatzoperationen und die besseren Behandlungsmöglichkeiten bei vielen chronischen Krankheiten.

„Wir waren überrascht, wie groß diese Fortschritte waren, insbesondere beim Vergleich von Menschen, die nach dem Zweiten Weltkrieg geboren wurden, mit früheren Generationen. Für viele Menschen gilt tatsächlich: 70 ist das neue 60.“

Laut den Studienautoren ist es denkbar, dass die Entwicklung sich in den kommenden Jahrzehnten wieder umkehrt, unter anderem, weil die Fettleibigkeit in fast allen Ländern stark zunimmt.

„Es gibt jedoch keine Garantie, dass sich diese Entwicklungen in Zukunft fortsetzen werden. Veränderungen wie die zunehmende Verbreitung von Fettleibigkeit könnten diese Trends sogar umkehren. Außerdem haben wahrscheinlich sozial privilegiertere Gruppen größere Fortschritte gemacht als benachteiligte.“

Nature Aging, doi: 10.1038/s43587-024-00741-w

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