Robert Klatt
Die Viruslast bei einer Infektion mit der Delta-Variante des Coronavirus ist bei Geimpften und Ungeimpften ähnlich hoch. Ob Geimpfte und nicht Geimpfte deshalb auch ähnlich ansteckend sind, ist noch unklar.
Oxford (England). Wissenschaftler der University of Oxford (PDF) haben im Rahmen einer Großstudie mehr als drei Millionen Nasen- und Rachenabstrichen von Erwachsenen aus Großbritannien analysiert. 2,58 Millionen Abstriche von rund 380.000 Personen stammen von Anfang Dezember 2020 bis Mitte Mai 2021, also einem Zeitraum, in dem die Alpha-Variante des Virus am stärksten verbreitet war.
Die übrigen 810.000 Abstriche von 360.000 Personen wurden zwischen Mitte Mai 2021 und Anfang August 2021 entnommen, als bereits die Delta-Variante vorherrschte. Entnommen wurden die Abstriche zu jeweils festgesetzten Zeitpunkten, unabhängig davon, ob die Personen typische Covid-19-Symptome zeigten. Dieses Vorgehen ermöglicht es auch asymptomatische Fälle zu dokumentieren.
Laut den Daten bietet sowohl zwei Impfdosen von Biontech/Pfizer als auch AstraZeneca einen guten Schutz vor der Alpha- und Delta-Variante des Coronavirus. Drei Monate nach der Impfung liegt der Schutz vor einer per PCR-Test nachgewiesenen Infektion mit der Delta-Variante bei Biontech/Pfizer demnach bei 75 Prozent und bei AstraZeneca bei 61 Prozent. Zwei Wochen nach der zweiten Impfung lag der Schutz bei 85 Prozent beziehungsweise 68 Prozent.
„Diese Daten sagen uns aber nichts über das Schutzniveau gegen schwere Krankheiten und Krankenhausaufenthalte, zwei sehr wichtige Faktoren, wenn man die Wirksamkeit der Impfstoffe betrachtet“, erklärt Koen Pouwels. Außerdem merken die Wissenschaftler an, dass bei älteren Menschen ab 65 Jahren die Wirksamkeit der Impfung auf Basis der Studie nicht abschätzbar sei, weil nach Mai 2021 in Großbritannien in dieser Altersgruppe kaum ungeimpfte Studienteilnehmer gab.
Die Studie zeigt außerdem, dass die Viruslast bei Menschen, die sich trotz einer Impfung mit Alpha-Variante infizierten, deutlich geringer war als bei nicht Geimpften. Bei Impfdurchbrüchen bei der Delta-Variante ist die Viruslast bei Geimpften hingegen ähnlich hoch wie bei nicht Geimpften. Laut den Autoren ist dies aber kein Beleg dafür, dass infizierte Geimpfte ähnlich ansteckend sind wie nicht Geimpfte. „Ein größerer Teil der Viren könnte bei den Geimpften nicht vermehrungsfähig sein, und/oder die Viruslast könnte bei ihnen schneller sinken, wie es eine Studie mit Krankenhauspatienten nahelegt“, so die Forscher.