Robert Klatt
In Afrika nimmt der Konsum von industriell produzierten Lebensmitteln aus dem Westen stark zu. Die erste Studie zu den gesundheitlichen Auswirkungen einer traditionellen afrikanischen Ernährung zeigt nun, dass diese vor chronischen Entzündungen und anderen Zivilisationskrankheiten schützt.
Nijmegen (Niederlande). In den meisten afrikanischen Ländern nehmen Zivilisationskrankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und chronische Entzündungen stetig zu. Eine Studie der Osaka Metropolitan University (OMU) hat zudem kürzlich gezeigt, dass auch Übergewicht in den vormals hungernden Nationen zu einem immer größeren Gesundheitsproblem wird. In der Medizin geht man davon aus, dass dafür vor allem die größere Verbreitung industriell produzierter Lebensmittel und die westliche Ernährung verantwortlich sind.
Forscher der Radboud Universiteit Nijmegen (RU) haben deshalb eine Studie mit 77 gesunden Männern aus Tansania, die sowohl aus urbanen als auch ländlichen Regionen stammen, durchgeführt. Laut der Publikation im Fachmagazin Nature Medicine hat ein Teil der Probanden sich zuvor primär traditionell afrikanisch ernährt und hat sich für die Studie auf eine westliche Ernährungsweise umgestellt. Die zweite Gruppe aß zuvor westlich und wechselte zur traditionellen afrikanischen Ernährung, und die dritte Gruppe erhielt zusätzlich täglich ein fermentiertes Bananengetränk. Zehn Probanden haben als Kontrollgruppe ihre gewohnte Ernährung beibehalten.
In der Studie wurden zwei klare Ernährungspläne untersucht. Die ungesunde westliche Ernährung bestand täglich aus Fleisch, Pizza, weißem Reis, Pasta, Pommes, Eiern, Weißbrot, Pfannkuchen und nur sehr wenig von Obst und Gemüse.
Dem gegenüber stand die traditionelle Ernährung aus der Kilimandscharo-Region. Diese enthält viel Gemüse und Obst, Bohnen, braunen Reis, wenig Fleisch und fermentierte Produkte. Typische Getreidesorten waren Hirse und Sorghum. Das in der Studie eingesetzte fermentierte Getränk Mbege besteht aus Bananen und Hirse.
Die Wissenschaftler haben vor der Studie, zwei Wochen danach und vier Wochen danach das Immunsystem, Biomarker für Entzündungen im Blut sowie metabolische Prozesse der Probanden untersucht. Bei den Teilnehmern, die zwei Wochen lang eine westliche Ernährung zu sich nahmen, stellten die Forschenden erhöhte Entzündungswerte im Blut fest. Gleichzeitig wurden Prozesse im Körper aktiviert, die mit Zivilisationskrankheiten in Verbindung stehen. Auch das Immunsystem reagierte weniger effektiv auf Krankheitserreger.
Dagegen sanken bei den Personen, die sich traditionell afrikanisch ernährten oder täglich das fermentierte Getränk konsumierten, die Entzündungsmarker. Einige dieser positiven Effekte hielten sogar vier Wochen nach der Umstellung an. Die Studie zeigt: Schon kurzfristige Ernährungsänderungen können langfristige gesundheitliche Folgen haben.
„Dies ist die erste Studie, die die gesundheitlichen Auswirkungen einer traditionellen afrikanischen Ernährung umfassend untersucht. Bisher lag der Fokus der Forschung eher auf anderen traditionellen Ernährungsformen wie der japanischen oder der mediterranen Kost. Doch auch aus Afrika können wir viel lernen – insbesondere jetzt, da sich Lebensgewohnheiten in vielen Regionen rasch verändern und Zivilisationskrankheiten zunehmen. Die große Vielfalt traditioneller afrikanischer Ernährungsformen bietet eine einzigartige Gelegenheit, wichtige Erkenntnisse darüber zu gewinnen, wie Nahrung die Gesundheit beeinflusst.“
Laut den Forschern ist es überraschend, dass die beobachteten Effekte bereits nach zwei Wochen so groß waren. Die Ergebnisse sind laut den Wissenschaftlern auch für westliche Länder relevant, weil die Studie zeigt, dass die typische westliche Ernährung viele Gesundheitsprobleme fördert.
„Die afrikanische Ernährung enthält viele Gemüse- und Obstsorten, Hülsenfrüchte, Vollkornprodukte und fermentierte Lebensmittel. Unsere Studie belegt die positiven Wirkungen dieser traditionellen Nahrungsmittel auf Entzündungen und Stoffwechselprozesse im Körper. Gleichzeitig verdeutlicht sie die negativen Auswirkungen einer ungesunden westlichen Ernährung – die typischerweise aus stark verarbeiteten, kalorienreichen Lebensmitteln wie Pommes frites, Weißbrot und zuckerhaltigen Produkten mit hohem Fettanteil besteht. Chronische Entzündungen bilden die Grundlage vieler Krankheiten – daher sind unsere Ergebnisse auch für westliche Länder hochrelevant.“
Nature Medicine, doi: 10.1038/s41591-025-03602-0.