Robert Klatt
Eine spezielle Aminosäurendiät sorgt dafür, dass die Krebszellen von Glioblastome, eine besonders aggressive Tumorart, sich selbst zerstören.
Chapel Hill (U.S.A.). Das Immunsystem des Menschen baut abnormale oder überflüssige Körperzellen meistens von selbst ab und resorbiert sie. Kürzlich entdeckten Forscher der Columbia University und der New York University (NYU) eine spezielle Form dieses Zelltods, die sogenannte Ferroptose. Laut ihrer Publikation im Fachmagazin Nature Chemical Biology spielt bei der Ferroptose neben zwei schwefelhaltigen Aminosäuren, primär Eisen, eine essenzielle Rolle. Bei Krebszellen ist dieser Prozess des Zelltods oft blockiert und es entstehen Tumore.
Einem Team der University of North Carolina School of Medicine (UNC) und der Columbia University haben nun laut einer im Fachmagazin Nature Communications veröffentlichen Studie belegt, dass eine spezielle Diät dazu führen kann, dass sich hochaggressive Krebszellen selbst zerstören.
Die Wissenschaftler um Peter Canoll nutzten für ihre Experiemente sogenannte Glioblastome, eine Tumorart mit einer 100-prozentigen Sterberate und einer durchschnittlichen Lebenserwartung von 16 Monaten ab der Diagnose. Die Medizin nimmt schon länger an, dass bei dieser und anderen Tumoren bestimmte Eiweiße die Ferroptose verhindern und dadurch den Tod der Krebszellen stoppen.
In ihrem Experimenten, die mit Mäusen mit einem Glioblastom durchgeführt wurden, schränkten die Forscher deshalb die Aufnahme von Methionin und Cystein über die Nahrung stark ein. Enthalten ist das Protein Cystein vor allem in Vollkornprodukten sowie in Rindfleisch, Geflügel und Eiern. Methionin kommt in Fisch, Rindfleisch, Schweinefleisch, Eiern, Paranüssen und Geflügel vor.
Tatsächlich führte die spezielle Diät dazu, dass die Mäuse im Vergleich zur Kontrollgruppe deutlich länger überlebten. Die Aminosäurendiät hatte außerdem nicht nur direkte Auswirkungen auf die Ferroptose, sondern sorgte auch dafür, dass die Krebszellen besser auf die Chemotherapie reagierten. Die Mäuse, die sowohl die Aminosäurendiät als auch die Medikamente der Chemotherapie erhielten, lebten deshalb am längsten.
Ob die Ergebnisse sich auch auf den Menschen übertragen lassen, ist noch unklar. Es soll deshalb zeitnah eine klinische Studie mit menschlichen Probanden stattfinden.
Nature Chemical Biology, doi: 10.1038/s41589-022-01249-3
Nature Communications, doi: 10.1038/s41467-023-36630-w