Robert Klatt
Laut einer Metastudie, die Daten von mehr als 300.000 Menschen ausgewertet hat, erhöht regelmäßiger Alkoholkonsum des Vaters vor der Schwangerschaft das Herzfehler-Risiko des Babys um 44 Prozent.
Changsha (China). Obwohl es bereits seit langem bekannt ist, dass neben illegalen Drogen auch Zigaretten und Alkohol während der Schwangerschaft großen Einfluss auf die Gesundheit des ungeborenen Kindes haben, werden in Deutschland noch immer jährlich tausende Babys geboren, die aus diesen Gründen mit Behinderungen zur Welt kommen. Studien zeigten außerdem, dass sogar Substanzen aus Kosmetikprodukten, die in den Hormonhaushalt der Mütter eingreifen, dafür sorgen, dass Kinder verfrüht in die Pubertät kommen.
Wissenschaftler der zur Central South University gehörenden Xiangya School of Public Health haben nun herausgefunden, dass auch Alkoholkonsum beim Vater sich negativ auf die Gesundheit des Kindes auswirken kann. Anstoß der Studie war das sogenannte fetale Alkoholsyndrom, das bei jedem viertem betroffenem Kind einen Herzfehler auslöst und von dem noch nicht belegt werden konnte, dass es durch den Alkoholkonsum der Mutter die verursacht wird.
Um zu ermitteln ob der Alkoholkonsum des Vaters vor der Kindeszeugung Einfluss auf die Entstehung eines Herzfehlers beim Baby hat, haben die chinesischen Wissenschaftler für ihre im Fachmagazin European Society of Cardiology publizierte Metastudie 55 Studien aus dem Zeitraum von 1991 bis 2019 ausgewertet. Die Ergebnisse zeigen anhand von Daten von 41.747 Babys mit angeborenem Herzfehler und 297.587 Babys mit gesundem Herz, dass das Risiko eines Herzfehlers beim Baby um 44 Prozent steigt, wenn der Vater in den Monaten vor der Schwangerschaft regelmäßig Alkohol trinkt.
Vätern, die regelmäßig fünf oder mehr Drinks konsumieren erhöhen das Risiko eines Herzfehlers bei ihrem Kind sogar um 52 Prozent. Ein Drink ist dabei definiert als die in einem 0,3 Liter Bier enthaltene Menge Alkohol. Jiabi Qin erklärt, dass die Wissenschaftler „ein graduell steigendes Risiko für angeborene Herzfehler mit der Zunahme des väterlichen Alkoholkonsums beobachtet haben.“
Außerdem belegen die Daten der Metastudie, dass auch Alkoholkonsum der Mutter das Herzfehler-Risiko des Kindes um 16 Prozent erhöht. Wie Qin erklärt „ist Alkoholkonsum und vor allem Rauschtrinken ein hochgefährliches Verhalten, das nicht nur die Wahrscheinlichkeit eines Herzfehlers beim Baby erhöht, sondern auch der Gesundheit der werdenden Eltern gefährdet.“
Die Wissenschaftler betonen jedoch, dass ihre Studie wie so oft in der Medizin nur eine Korrelation und keinen kausalen Zusammenhang zeigt. Wieso der Alkoholkonsum des Vaters häufig zu Herzfehlern beim Kind führt, können die Forscher deshalb noch nicht erklären. Möglicherweise werden die in den Spermien enthaltenen Erbinformationen ähnlich wie bereits beim Rauchen nachgewiesen durch den Alkoholkonsum beschädigt. Die Studienautoren raten aus diesem Grund allen „Männern und Frauen mit Kinderwunsch davon ab Alkohol zu konsumieren.
European Society of Cardiology, doi: 10.1177/2047487319874530