Progesteron unterdrückt?

Antibabypille beeinflusst Stressbewältigung bei Frauen

Robert Klatt

Frau mit der Antibabypille )kcotS ebodAanyraK(Foto: © 

Die Antibabypille beeinflusst Stressreaktionen bei Frauen. Frauen, die das Verhütungsmittel nutzen, haben nach sozialen Aktivitäten einen deutlich höheren Spiegel des Stresshormons ACTH im Blut als Frauen, die nicht mit der Antibabypille verhüten.

Aarhus (Dänemark). Die Antibabypille für Frauen ist bereits seit den 1960er-Jahren erhältlich. Trotzdem konnte die Medizin die komplexen Interaktionen des Medikaments mit dem Körper bis heute nicht komplett entschlüsseln und es werden noch immer neue Nebenwirkungen entdeckt, etwa Auswirkungen auf den Hypothalamus, eine Gehirnregion, die zentrale Körperfunktionen kontrolliert. Es ist zudem seit Langem bekannt, dass die Antibabypille sich auf die Stressantwort auswirkt.

Forscher der Universität Aarhus um Michael Winterdahl haben laut einer Publikation im Fachmagazin Behavioural Brain Research nun detailliert untersucht, wie das Verhütungsmittel Stressreaktionen bei Frauen beeinflusst. An der Studie nahmen 131 Frauen teil, die teilweise die Antibabypille nutzten und teilweise nicht. Im Mittel waren die Probandinnen 20,5 Jahre alt.

Stresshormons ACTH

Im Fokus der Studie stand das Stresshormon ACTH. Die Probandinnen erhielten einen intravenösen Katheter, mit denen die Forscher ihnen Blut abnahmen. Anschließend konnten die Frauen für 15 Minuten an unterschiedlichen Gruppenaktivitäten teilzunehmen, darunter Gesellschaftsspiele und gemeinsames Singen, bevor ihnen erneut Blut durch den Katheter abgenommen wurde. Die Blutproben zeigen, dass nach den sozialen Aktivitäten der ACTH-Spiegel bei Frauen, die die Antibabypille nicht nutzten, sank. Bei den Teilnehmerinnen, die das Verhütungsmittel nutzten, hat sich der ACTH-Spiegel hingegen nicht verändert.

„Unsere Ergebnisse sind von Bedeutung, da sie darauf hindeuten, dass die Stressbewältigung durch soziale Aktivitäten bei Frauen, die Verhütungspillen einnehmen, nicht gleich effektiv ist wie bei Frauen, die dies nicht tun.“

Produktion von Progesteron unterdrückt?

Die Studie liefert somit neue Erkenntnisse über die Auswirkungen von sozialen Aktivitäten auf den Spiegel des Stresshormons ACTH. Laut den Forscher deuten die Daten darauf hin, dass die Antibabypille die körpereigene Produktion von Progesteron unterdrückt, welches wiederum in das beruhigende Hormon Allopregnanolon umgewandelt wird. Winterdahl betonte, dass es weitere Forschung benötigt, um die komplexen Mechanismen zu verstehen, die den Hormonspiegel und die Stressantwort verbinden.

„Es ist auch wichtig zu bedenken, dass es unterschiedliche Generationen von Verhütungspillen gibt. Jede Generation hat eine eigene chemische Struktur und damit auch ein eigenes Nebenwirkungsprofil. Deshalb ist es entscheidend, die Studie mit einer größeren und vielfältigeren Probandengruppe zu wiederholen.“

Behavioural Brain Research, doi: 10.1016/j.bbr.2023.114550

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